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gewiesen. Aus dem mitten durch das Dorf fließenden Rankenbache, dessen Wasser öfters trübe und faulig schmeckend ist, wird das Vieh getränkt. Eine periodisch fließende Quelle, deren Erscheinen ein Mißjahr andeuten soll, befindet sich westlich vom Dorf.

Die Pfarrkirche mit dem ehemals festen, ummauerten Kirchhof, liegt beinahe mitten im Dorf; das Langhaus derselben wurde durch die in den Jahren 1607 und 1817 an der Kirche vorgenommenen Veränderungen entstellt und seiner ehemaligen germanischen Bauweise beinahe gänzlich beraubt. Über einem alten Eingang auf der Südseite, der nun in ein Fenster umgewandelt ist, steht die Jahrzahl 1489. Das Innere ist hell und erhielt erst in neuester Zeit eine Tünchung, von welcher auch der alte, achteckige, im germanischen Styl gehaltene Taufstein, auf dem das württembergische Wappen angebracht ist, nicht verschont blieb. An der nördlichen Wand befinden sich zwei Grabdenkmale mit folgenden Inschriften: 1) Anno dom. 1575 uf d. 2. Augusti starb der edel u. vest Hans Hainrich Rau von Winada zu Malmsen. 2) Anno dom. 1575 d. 18. Augusti starb die edel u. tugendsame Frau Reihin (Rauen) von Winada, geb. v. Clamm zu Malmsen.

Eine ordentlich gemalte Gedächtnißtafel für dieses Ehepaar hängt in der Nähe der Kanzel.

Vom Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen zu dem Chor, welches sich in dem untersten Stockwerke des Thurms befindet; dasselbe hat ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein ein Stern angebracht ist.

Der viereckige, massive Thurm geht gegen oben in ein Achteck über, dem ein mit Blech gedecktes Bohlendach aufgesetzt ist. Auf demselben hängen 2 Glocken, von denen die größere die Jahreszahl 1699 trägt. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege, welche auch die Unterhaltung derselben zu besorgen hat; übrigens muß die Gemeindekasse wegen Mittellosigkeit der Stiftungspflege nicht selten eintreten.

Der dermalige Begräbnißplatz ist am südlichen Ende des Ortes gelegen.

Das mit allen erforderlichen Bequemlichkeiten und geschlossenem Hofraum versehene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, liegt frei und angenehm etwa 300 Schritte von der Kirche entfernt, an der gangbarsten Straße des Dorfs, und befindet sich trotz seines Alters in gutem Zustande.

Nächst der Kirche liegt das Schulhaus mit Lehrerwohnung; es ist mangelhaft, daher der Bau eines neuen beabsichtigt. Das geräumige Rathhaus befindet sich in gutem Zustande; auch ist längst ein Gemeinde-Back- und Waschhaus vorhanden.

Die sehr betriebsamen, gutgearteten Einwohner sind im Allgemeinen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_190.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)