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Die durchgängig zweimädigen Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, sind sehr verschieden; in etwas nassen Jahrgängen gewähren sie guten Ertrag, während in trockenen noch Futter von Außen gekauft werden muß. Der Ertrag eines Morgens wird durchschnittlich zu 20 Cent. Heu und 8 Cent. Öhmd angegeben. Die Preise bewegen sich zwischen 200 und 300 fl. per Morgen.

Der Weinbau wird an einem südlichen Keuperabhange getrieben, der hauptsächlich mit Silvaner, Gutedel, Affenthaler, auch etwas Trollingerreben bepflanzt ist; das Erzeugniß ist ein angenehmer sog. Schiller, der sich übrigens nicht auf das Lager eignet. Im Durchschnitt wird der Eimer je nach den Jahrgängen zu 20–40 fl. theils im Ort, theils in der nächsten Nachbarschaft verkauft; der Morgen, welcher durchschnittlich 5 Eimer erträgt, kostet etwa 600 fl. Die nicht unbedeutende Obstzucht liefert meist Mostsorten und etwas Zwetschgen; der Ertrag bleibt im Ort. Baumschule ist keine vorhanden, indem die jungen Stämme theils in den Weinbergen gepflanzt, theils von den Eßlinger Höfen bezogen werden.

Zu der Markung gehörten früher 300 Morgen Waldungen, von denen 100 Morgen verkauft und die übrigen bis auf 30 Morgen ausgestockt wurden, welche, meist mit Buschhölzern bestockt, im Eigenthum von Privaten sich befinden.

Zehentberechtigt waren auf der Markung die Universität Tübingen, welcher der große, und die Pfarrei Weil dem Dorf, welcher der kleine Zehente zukam; den Heuzehenten hatte ein Universitätshofmaier zu beziehen.

Die Rindviehzucht ist ziemlich ausgedehnt; die Race ist ein schöner gelblicher Landschlag, der durch die von der Gemeinde zu haltenden Farren noch verbessert wird. Der Handel mit Vieh ist unbedeutend und beschränkt sich auf Mastvieh. Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden Ferkel auswärts aufgekauft, gemästet und im Ort selbst verbraucht. Die Bienenzucht dehnt sich auf etwa 70 Stöcke aus. Eine Anstalt für Seidenzucht, 1836 auf der Schlotwiese gegründet, ist neuerer Zeit nach Kornthal verlegt; im Jahr 1849 lieferte sie 2 Pfd. 18 Loth abgehaspelte Seide.

Was die Gewerbe betrifft, so ist die Bildweberei von Hartmann nennenswerth, welche Vielen Beschäftigung und Verdienst schafft. Eine durch Pferdekraft getriebene Ölmühle besteht im Ort. Außer einem Schmied, der sehr gesuchte Suppinger-Pflüge verfertigt, arbeiten die Handwerker nur für das nöthigste örtliche Bedürfniß; übrigens ist ein Kaufmann und eine Schildwirthschaft im Orte vorhanden.

An guten Verbindungswegen mit der Nachbarschaft fehlt es noch,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_179.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)