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Die Gemeinde besitzt außer den Einnahmen aus Wald, Weide etc. noch ein Kapitalvermögen von etwa 14.000 fl.; das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 12.500 fl., und überdieß ist noch ein Fond von 7000 fl. zum Pfarrhausbau vorhanden. Von Stiftungen sind zu nennen; 1) 700 fl., von dem ersten evangelischen Pfarrer Wild im Jahr 1583 mit der Bestimmung gestiftet, daß die jährlichen Zinse aus dem Kapital für Studirende verwendet werden sollen. 2) Von den Freiherren von Nippenburg und von Varnbüler wie von einigen Ortsbürgern 1400 fl., aus deren Zinse den Ortsarmen Brod angeschafft wird. 3) Von Philippine Brodbeck 200 fl., wovon die Zinse jährlich den vier ärmsten Wittfrauen im Ort ausgetheilt werden.

Die Markung war in einen Haupt- und fünfzehn Neben-Distrikte getheilt, auf welchen den großen Zehenten theils allein, theils gemeinschaftlich der Staat, der Freiherr von Leutrum (früher die St. Barbara-Pfründe in Schwieberdingen), bis zum Jahr 1825 der Freiherr von Varnbüler, ferner die Grafen von Reischach, die Pfarrei, die Stiftungspflege, der Meßner und der Burghofmeier bezogen. Den kleinen Zehenten erhebt der Staat, Heuzehenten wurde hier nie erhoben. Den Zehenten von den im Jahr 1819 ausgestockten Weinbergen bezogen der Staat zu 4/9, die Pfarrei zu 3/9 und der Freiherr von Varnbüler zu 1/9. Außer dem Staat standen dem Besitzer des Hofguts Mauer grundherrliche Gefälle auf hiesiger Markung zu.

Das Ortswappen ist ein Rost.

Als bewohnte Markungsparzellen sind zu erwähnen:

1) Die Hag-Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang; sie liegt 1/4 Stunde östlich vom Mutterort an der Glems, welche der Mühle das ganze Jahr hindurch hinlänglich Wasser liefert.

2) Die Öl-Mühle, welche zugleich Säge-, Gyps- und Reib-Mühle ist, liegt ebenfalls an der Glems, 1/4 Stunde südöstlich von Hemmingen.

3) Das Gärtnerhaus nebst Schafstall, ein freundlicher Wohnsitz, den der verstorbene Finanzminister Freiherr von Varnbüler im Jahr 1823 wegen des auf dem Rohrsperg angelegten Baumgutes erbauen ließ; dasselbe liegt 1/2 Stunde südwestlich vom Mutterort an der Vicinalstraße nach Heimerdingen.

Etwa 1/2 Stunde westlich von Hemmingen soll ein Ort „Rohr" gestanden sein, noch heißt ein in dieser Richtung führender Weg der „Rohrener Weg“. Bei der Waldausrodung auf dem Rohrsperg in den Jahren 1822 bis 1824 fand man in großer Anzahl alte Waffen, Hufeisen u. s. w.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_162.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)