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Tranquillitati sacrum voluit Carolus. An der hintern Seite des Schlosses war angeschrieben: Moderatore Carolo desertam solitudinem labor improbus quadriennio vicit MDCCLXIII–MDCCLXVII. Das im Rococostyl massiv aus Steinen erbaute Schloß bildet in seiner Grundform ein Oval mit zwei zu beiden Seiten sich anschließenden Pavillons. Um das Ganze lauft ein Arcadenbau, auf dem eine breite Gallerie ruht, zu welcher zwei Freitreppen führen. Das Schloßgebäude ist gut erhalten und hat im Innern noch seine ursprüngliche Einrichtung. Der Hauptgelaß besteht in einem ovalen, den ganzen Mittelbau einnehmenden Saal, der auf 28 korinthischen Halbsäulen ruht und mit einem vortrefflichen Deckengemälde von Guibal geziert ist. Rechts und links des Saals schließen sich kleine Zimmer und Kabinette an; von den letzteren enthält eines noch das mit chinesischer Stickerei überhängte Ruhebett des Herzogs, ein anderes die leeren, äußerst reich vergoldeten Schränke der herzoglichen Handbibliothek. Eine mit Schiefer gedeckte, durch künstliches Hängwerk getragene Kuppel schmückt den Mittelbau. Die ursprünglichen Verzierungen der Kuppel, eine vergoldete Statue und vergoldetes Laubwerk, wurden später abgenommen. Gegenwärtig ist auf der Kuppel ein Fernrohr angebracht, das auf einer Ortsscheibe gedreht und nach den von dem Punkte sichtbaren Orten, Ruinen etc. orientirt werden kann. Das ausgebreitete, liebliche, mit mehr als 60 Ortschaften bedeckte Panorama, welches sich hier dem Auge entfaltet, wird gegen Westen von einem dunklen, zum Theil von den Vogesen überragten Streifen des Schwarzwaldes, gegen Norden von dem Odenwald, gegen Osten und Süden theils von den Löwensteiner- und Welzheimer Bergen, theils in großer Ausdehnung von der Alp begrenzt. Hinter dem Schloß steht noch bogenförmig der sog. Cavaliersbau, ein sehr großes, im Mansardenstyl erbautes Gebäude, ursprünglich zur Wohnung des Hofs bestimmt. In dem rechten (südöstlichen) Flügel desselben wohnte Herzog Karl, der im Schloß selbst nie übernachtete; an diesen rückwärts anstoßend war die Schloßkapelle, in der sich noch reiche Stuccaturarbeiten und ein sehr gutes Deckengemälde von Guibal, die Auferstehung Christi vorstellend, erhalten haben. In dem linken Flügel war das Opern-Theater. Zu beiden Seiten des Cavalierbaues standen in ebenfalls bogenförmiger Anlage je 10 Pavillons (gegenwärtig je noch 7), welche ehemals durch brückenartige, bedeckte Gänge verbunden waren; sie hatten folgende Bestimmungen, und zwar die auf der rechten (südöstlichen) Seite gelegenen: 1) der Sommer-Speise-Saal, 2) der herzogl. Billard-Saal, 2) der Cavalier-Billard-Saal (abgegangen), 4) der Billard-Saal für die Söhne der Cavaliers und Offiziers (abgegangen), 5), 6) und 7) Wohnungen für die herzogl. Suite 8) Wohnung des Militär-Academie-Stallmeisters, 9) Speise- und Exercitien-Saal

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_135.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)