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Außer der Volksschule, an welcher ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe angestellt sind, besteht seit 1844 auch eine Industrie-Schule.

Neben den schon gedachten Einnahms-Quellen besitzt die Gemeinde auch zinstragende Geld-Kapitalien, s. hierüber die Tabelle III. Das Stiftungsvermögen besteht in 5932 fl.; auch ist eine Schulstiftung von 215 fl. vorhanden.

Über die bei Gerlingen entdeckten römischen Alterthümer s. den allgemeinen Theil.

Südlich vom Ort auf einem Bergvorsprung (Schloßberg) stand die Burg der Herren von Gerlingen, von der noch namhafte Gräben und Wälle sichtbar sind[1] und etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Dorf lag im sogenannten Malmthal ein später als Forsthaus benütztes Waldbruderhaus (Bes. Virg. 554). Ferner findet sich auf der Markung nordwestlich der Solitude eine Stelle, „beim alten Haus“ genannt, wo noch Spuren von Gewölben sich zeigen, auch sieht man etwa 3/4 Stunden südlich von Gerlingen am obern Rande des Krummbachthals noch Wall und Graben von einer ehemaligen Burg, deren Name nicht mehr bekannt ist.

Der Ort Gerlingen selbst, ursprünglich Gerringen geschrieben, erscheint zuerst im Jahr 797, mit der Bezeichnung als im Glemsgau gelegen, in einer Urkunde des Klosters Lorsch (Cod. Laur. nr. 3555). Er gehörte zu dem Bezirke der Grafen von Calw, wie aus dem Umstand erhellt, daß Herzog Welf VI. († 1191), der Erbe eines Theils der Calwer Grafschaft, die Dienstherrlichkeit über die von Gerlingen hatte (wenigstens machte um 1150 Wortwin von Gerlingen eine Schenkung astante domno suo Welffone. Cod. Hirs. ed. Stuttg. 78). Von Welf VI. mag die Hoheit über die Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg übergegangen sein, welch letzteres am 31. October 1339 auch dem Grafen Ulrich von Aichelberg hiesige Güter abkaufte.

Von dem Ortsadel, welcher unter der Lehensoberherrschaft genannter Besitzer der Ortshoheit stund, kommen vor: um 1100 Benso de Gerringen (Cod. Hirs. 34), um 1120 Adalbertus de Gerringen (ebenda 52), um 1150 obiger Wortwinus de Gerringen; später erscheinen die Namen Heinrich, Konrad, Werner und Burkhard. Diese Herren von Gerlingen waren, wie man aus dem gleichen Wappen, zwei Halbmonden mit gegen einander gekehrten Rücken, schließen möchte, Eines Stammes mit den Herren von Altdorf (Oberamts Böblingen), Breitenstein, Holzgerlingen, Thailfingen (Oberamts Herrenberg), Weil im Schönbuch.


  1. Im Jahr 1839 wurden noch bedeutende Fundamente ausgegraben und bei dieser Gelegenheit etwa 16 früh mittelalterliche Gefäße gefunden.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_132.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)