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Die Luft ist rein aber rauh, Frühlingsfröste sind häufig, dagegen kam Hagelschlag in 50 Jahren nur zweimal vor.

Der Zustand der Landwirthschaft ist gut, und um denselben noch mehr zu heben, gehen Einzelne mit gutem Rath und Beispiel voran. Außer dem gewöhnlichen Dünger wird viel Gyps als Bodenbesserungsmittel angewendet und die Jauche sorgfältig benützt. Die Düngerstätten sind meist zweckmäßig angelegt und der verbesserte Pflug verdrängt immer mehr den gewöhnlichen; auch die einfachen Joche sind beinahe allgemein geworden.

Im Dreifeldersystem, mit zu 1/3 angeblümter Brache, werden außer den gewöhnlichen Getreidearten, Kartoffeln, Futterkräuter (unter diesen auch Esper), Erbsen, Linsen, Wicken etc. gebaut; von Handelsgewächsen zieht man Hanf und Mohn. Auf 1 Morgen wird an Dinkel 6 Sri. und an Hafer 3 Sri. Aussaat gerechnet und der Ertrag im Durchschnitt zu 8 Schfl. Dinkel und 6 Schfl. Hafer angegeben. Der geringste Ackerpreis beträgt 40 fl., der mittlere 150 fl. und der höchste 300 fl. per Morgen. Der Absatz der Früchte findet meist nach Stuttgart und in das Großherzogthum Baden statt.

Die durchaus zweimädigen, mittelergiebigen Wiesen, von denen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann, liefern gutes Futter, welches meist im Ort selbst verbraucht wird. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 100–600 fl.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht, um welche sich einzelne Bürger besonders eifrig annehmen, indem auch eine Privat-Baumschule vorhanden ist, beschäftigt sich mit Mostsorten und Zwetschgen.

Die Gemeinde besitzt etwa 300 Morgen Waldungen, meist Nadelhölzer; sie liefern einen jährlichen Ertrag von 60–80 Klaftern und 3500 St. Wellen. Hievon erhält jeder Bürger 1/2 Klafter und 25 St. Wellen als Holzgabe, der Rest wird verkauft und bringt der Gemeindekasse jährlich 3–400 fl. Erlös.

Die Schafweide trägt jährlich etwa 200 fl. Pacht.

Der aus gewöhnlicher Landrace bestehende Rindviehstand ist gut und zeichnet sich vor manchen Orten der Umgegend aus; zur Verbesserung und Zucht desselben sind gute Farren vorhanden, deren Unterhaltung den zwei Widdumgutsbesitzern obliegt. Der Handel mit Melk- und Mastvieh bildet einen besondern Erwerbszweig. Was die Schafe betrifft, so befassen sich nur zwei Bürger mit der Zucht derselben; es werden meist Bastarde gehalten. Die Schweinezucht beschäftigt sich mit den gewöhnlichen Landschweinen. Geflügel wird ziemlich viel gezogen, namentlich werden Gänse nach Stuttgart zum Verkauf gebracht. Die Bienenzucht beschränkt sich auf 38 Stöcke.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)