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des Hochstifts Speyer. Im Jahr 1513 erfolgte die Incorporation der Kirche an das Kloster Maulbronn.

Württembergisch geworden ist das Dorf mit dem ebengenannten Kloster (s. den allgem. Thl.).


Friolzheim,
Gemeinde III. Kl. mit 761 Einw., wor. 3 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Weil der Stadt eingepfarrt.

Das marktberechtigte Pfarrdorf Friolzheim liegt 4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt auf einer Hochebene am Saume des Hagenschieß, daher das Klima etwas rauh ist, so daß die Rebe nicht mehr fortkommt[1] und selbst das Obst nicht so leicht geräth, wie in anderen benachbarten, nicht so hoch liegenden Orten. Die Ernte tritt um acht Tage später ein, als in dem Strohgäu; Hagelschlag kommt ganz selten vor, dagegen schaden zuweilen die Frühlingsfröste. Der im Allgemeinen schwere Boden ist mittelmäßig fruchtbar und verlangt eine bedeutende Nachhülfe mit Dünger. Im westlichen Theile der Markung spielen die Verwitterungen des rothen Schieferlettens der bunten Sandsteinformation eine bedeutende Rolle und bilden dort einen schweren Thonboden, welchem an einzelnen Stellen theils eine Bedeckung von einem fruchtbaren Diluviallehm, theils von den Verwitterungen des Wellendolomits zukommt. Im östlichen Theile der Markung ist der Boden meist kalkhaltig, nicht tiefgründig und wird von dem Hauptmuschelkalk unterlagert, der an vielen Stellen der Oberfläche so nahe liegt, daß dieselbe wenig Ertrag gewährt, häufig sogar kulturunfähig wird.

Der freundlich aussehende, übrigens etwas unregelmäßig in die Länge gebaute Ort hat manches stattliche Bauernhaus aufzuweisen und macht daher einen günstigen Eindruck. Gutes Quellwasser spenden 1 laufender und 7 Pumpbrunnen, die aber zuweilen bis auf einen versiegen, der dann den ganzen Ort mit Wasser versehen muß.

Die ziemlich kleine Pfarrkirche, welche von der Stiftungspflege zu unterhalten ist, steht etwas erhöht am östlichen Ende des Orts. Sie wurde, nach einer über dem Eingang stehenden Jahreszahl, 1522 erbaut, hat übrigens ihre ursprüngliche Bauweise durch spätere Veränderungen meist verloren. Innen ist die Kirche hell und weiß getüncht; von dem Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das Chor, welches sich im untern Stockwerk des Thurms befindet. Das Chor hat ein einfaches


  1. Früher scheint ein Versuch auf Weinbau gemacht worden zu sein, denn noch heißt ein Distrikt „im Weinbergwege."
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)