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an der nordwestlichen Ecke der Stadt gelegen, wurde vor etwa 40 Jahren auf der Stelle der zu diesem Zweck abgebrochenen Spitalkirche erbaut, und ist gut erhalten.

Die zunächst bei dem Schulhaus gelegene Kleinkinderschule wurde 1847 neu erbaut und zweckmäßig eingerichtet; in dem obern Stockwerk desselben wohnt der Knabenschullehrer.

Der Spital, den letztgenannten beiden Gebäuden gegenüber gelegen, war ein Franciscaner- oder Barfüßerkloster, das 1552 der Stadt zu dem gegenwärtigen Zweck geschenkt wurde; es ist ein großes Gebäude, an dem noch Überreste des früheren Kreuzganges mit spitzbogigen, gothisch gefüllten Fenstern vorhanden sind.

Das Rathhaus, ein imposantes, dreistockiges, auf dem Marktplatz gelegenes Gebäude, das weit über die Stadt hervorragt und im untern Stock eine auf Rundbogen ruhende Halle hat; es ist sehr alt, wurde aber im Jahr 1824 bedeutend renovirt, so daß es gegenwärtig in gutem baulichen Zustande sich befindet.

Von Gebäuden, welche dem Staat gehören, sind anzuführen:

Das ehemalige Schloß, welches Herzog Christoph mit einem Aufwand von 18.956 fl. beinahe ganz neu erbaute (Pfister, Herzog Christoph 2, 17), ist mit einigen an dasselbe anstoßenden Nebengebäuden an die südwestliche Stadtmauer angebaut und gewährt, von dieser Seite aus gesehen, nicht nur einen großartigen Anblick, sondern trägt besonders auch zu der malerischen Ansicht der Stadt wesentlich bei. Das eigentliche Schloßgebäude, welches gegenwärtig die Amts- und Wohngelasse im ersten Stockwerk für das Oberamtsgericht und in dem zweiten für das Cameralamt enthält, ist massiv in einem einfachen Styl erbaut und mag im Laufe der Zeit durch Veränderungen manches von seiner früheren Bauweise verloren haben; an der Vorderseite ist ein Erker mit Wappen angebracht. An die Südostseite des Schlosses ist der ehemalige, gegenwärtig zu Stallungen und Remisen benützte, Marstall angebaut und an die nordwestliche Seite stößt der Fruchtkasten. An der Nordseite des früheren Marstalls steht die herrschaftliche Kelter, und gegenüber dem Schloß die ehemalige Schloßwächters-, gegenwärtig Cameralamtsdienerswohnung; an dieses Gebäude anstoßend und mit demselben einen stumpfen Winkel bildend, steht die Hausschneiderei, gegenwärtig zur Wohnung des Oberamtsgerichtsdieners und zu Gefängnissen eingerichtet. An letzteres Gebäude stößt mit einer Ecke die ehemalige, jetzt als Fruchtkasten benützte Kellerei. Sämmtliche Gebäude gehörten früher zum Schloß und schließen in Gemeinschaft mit demselben und mit einem Theil der Stadtmauer einen namhaften Hofraum, den ehemaligen Schloßhof, ein.

Die Oberamtei, in welcher sich früher die geistliche Verwaltung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_091.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)