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1847) eine Posthalterei. Neben dem Oberamtsarzt und dem Oberamtswundarzt, der zugleich prakticirender Arzt ist, wohnen hier ein prakticirender Arzt und ein Oberamts-Thierarzt.

Die Grundherrlichkeit des Orts ist schon längst mit der Landeshoheit in dem Besitze des Hauses Württemberg vereinigt. Zehntherr war bisher die Landes-Universität, in deren Namen jedoch neuerer Zeit die Staatsfinanz-Verwaltung die ihr pachtweise überlassenen Zehenten bezog. Den kleinen Zehenten, welcher ehedem der Stadtpfarrei überlassen war, schenkte später Herzog Ulrich dem hiesigen Spital, weßhalb noch gegenwärtig die Pfarrei hiefür eine jährliche Entschädigung aus der Cameralamts-Kasse bezieht. Auch der Heuzehente stand ursprünglich der Stadtpfarrei zu, welcher jedoch Geld-Surrogate hiefür gereicht wurden. In Folge der Gesetze von 1848 und 1849 kommen nun die Zehenten überhaupt zur Ablösung.

Am Saume des Strohgäus auf einem Ausläufer des Engelbergs gelegen, der sich westlich gegen das Glemsthal, südlich und nördlich gegen zwei Seitenthälchen des Glemsthales steil abdacht, ist die Stadt gleichsam auf 3 Seiten von Natur fest und nur von Osten her leicht zugänglich. Ihre ursprüngliche Anlage und Befestigung ist durch diese Terrainverhältnisse bedingt und ihre Erweiterung nur gegen Osten, wo sich auch die erst später entstandene Vorstadt befindet, möglich. Die Lage der Stadt ist frei und den Winden sehr ausgesetzt, welchen nur der im Rücken der Stadt sich erhebende Engelberg von Osten her den Zutritt etwas erschwert; dagegen stoßen sich die West- und Ostwinde, auch die durch das Glemsthal ziehenden Südostwinde an diesen Gebirgsausläufer und unterhalten einen beständigen Zug, der öfters sehr empfindlich und namentlich die Ursache von häufig vorkommenden rheumatischen Krankheiten wird. Übrigens ist die Luft im Allgemeinen zwar scharf aber rein und nicht ungesund; Frühlingsfröste schaden selten, und wirken auch, da die Vegetation um etwa 14 Tage später ist, als z. B. in Stuttgart, weniger nachtheilig; ebenso gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten, auch soll Regen weniger fallen als in der Umgegend.

Die Anlage der Stadt ist, wie ein Blick auf den der Oberamtskarte angefügten Plan zeigt, ziemlich unregelmäßig und überdieß meist uneben; die Straßen sind mit Ausnahme der steinbeschlagenen Hauptstraße gepflastert und nicht breit, zum Theil sogar sehr enge und winkelig, dagegen ist der Marktplatz, welcher mehr eine sehr breite Straße bildet, von namhafter Ausdehnung. Außer diesen sind noch folgende Plätze vorhanden: ein freier, mit einigen Bäumen besetzter Raum vor dem Gasthof zum Lamm, der ehemalige Kirchhof um die Kirche, ein Theil des Spitalhofs und der vormalige Schloßhof. Die Stadt zerfällt in die eigentliche oder innere

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 088. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_088.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)