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zerstreut liegen, noch zu nennen: Der Bergheimer Hof, auf der Markung Weil d. D., die Schloßgüter zu Hemmingen und Höfingen, der Lehenhof zu Gebersheim, der Münchinger Spitalhof auf der Markung Münchingen, und das zu Weil d. St. gehörige Spitalgut. (Das von Harling’sche Schloßgut auf Münchinger Markung ist in neuerer Seit in mehrere Hände übergegangen.) Übrigens gehört ein Besitz von 50-60 und mehr Morgen gerade nicht zu den Seltenheiten.

Eine nicht unbeträchtliche Zahl der Güterbesitzer hat von seinen Ernten über den eigenen Bedarf noch mehr oder weniger zum Verkauf übrig, daher auch der Aktivhandel an Produkten des Ackerbaues von namhaftem Belang ist. Minder bedeutend ist der Ertrag des nur in wenigen Orten des Bezirks stattfindenden Weinbaues, mehr noch bildet die Obstzucht in einzelnen Orten einen besonderen Erwerbszweig.

Im ganzen Bezirk ist die Stallfütterung eingeführt; selbst der Herbstaustrieb des Rindviehs ist nur noch in einigen Orten üblich.

Außer dem gewöhnlichen Stalldünger, zu dem man in den Orten, welche nicht zu entfernt von den Waldungen liegen, viel Waldstreu, im größeren Theile des Bezirks aber und vorzugsweise im Strohgäu das Stroh benützt, werden noch als Besserungsmittel des Bodens hauptsächlich die Jauche, der Pferch, nicht selten Compost, Straßenkoth, und zuweilen Asche gebraucht; Gyps kommt bei dem Futterkräuterbau häufig in Anwendung. Zweckmäßig angelegte Düngerstätten und Güllenlöcher, wie der Gebrauch verbesserter Ackergeräthe haben beinahe allgemein Eingang gefunden; von den Pflügen sind vorzugsweise der Suppinger und der Flandrische (Brabanter) [1] in Gebrauch gekommen, während der deutsche Wendepflug, welcher in vielen Orten beinahe ganz verschwunden ist, mehr noch in dem westlichen Theile des Bezirks angewendet wird. Ebenso wird die Brabanteregge, die Walze und die Repssäemaschine immer beliebter; in einigen Orten, wie zu Hemmingen, Münchingen etc. ist die Trocknung der Futterkräuter an Hainzen und Pyramiden theilweise üblich geworden. Für das Zugvieh haben die einfachen Joche längst die Oberhand über die lästigen Doppeljoche gewonnen.

Werth und Ertrag. Der Werth des Bodens ist, wie dessen Ertrag, in einzelnen Gegenden des Bezirks sehr verschieden. Auf dem Strohgäu und in den an dem Saume desselben gelegenen Orten bewegt sich der Preis eines Morgens Acker von 50-800 fl., am allgemeinsten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 038. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_038.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die ersten flandrischen Pflüge wurden 1821 durch den Gutsbesitzer Freiherrn v. Varnbüler zu Hemmingen (nachherigen Finanz-Minister), der auch durch Schriften, „Grundsätze für die Landwirthschaft, 1812“ und „Annalen der württ. Landwirthschaft, 1818“, belehrend einwirkte, und den Besitzer des Ihinger Hofs, v. Vischer, eingeführt.