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Weilheim zählte im Jahre 1841 537 Haupt- und 64 Neben-Gebäude, worunter 1 Ziegelhütte, 1 Kelter, 1 Armenhaus und 4 Gemeinde-Waschhäuser. Davon gehören 8 dem Staate, 10 der Gemeinde, 4 der Stiftungspflege.

Das merkwürdigste Gebäude ist die Kirche zu St. Peter, ein schönes Werk von vorgothischer Bauart. Sie ist im guten Zustande, geräumig und im Schiff und Chor mit Kreuzgewölben versehen. Jene des Schiffes werden von 8 Säulen getragen. Sie ist 120′ hoch. Ein Gemälde über dem Eingange in die Sacristei, welches die Stiftung der Kirche darstellt, hat folgende Mönchsschrift:

»Hoc namque templum a Berchtoldo duce de Zairingen anno domini incarnati 1089 primitus est fundatum et a. D. Gebhardo Constant. epo. fundatoris fratre dedicatum. Anno vero Christi 1319 Utalricus comes ex Aichelberg vicum Wilhaim (muro circumdato) civibus municipalibus atque libertatibus Ludovici IV. Rom. R. autoritate dotatum reliquit.«

Nach einer blutigen Schlacht im Jahre 1086 soll Herzog Berthold II. die Gründung dieser Kirche gelobt haben. Indessen hat aber das Gebäude mehrere Veränderungen erlitten. Namentlich ist außen an der Kirche gegen Mittag ein Stein eingemauert, welcher die Jahrszahl 1489 hat. In einem Gewölbe in der Kirche findet sich dieselbe Jahrszahl und an andern Orten die Zahlen 1492, 1499 und 1522. Wahrscheinlich wurde im letztgenannten Jahre eine größere Ausbesserung, wenn nicht ein Neubau, vollendet, der nach der Beschädigung der Kirche durch den Brand im Jahre 1461 nothwendig geworden seyn mochte. Eine abermalige Renovation fällt in das Jahr 1601. Den Chor entlang stehen schöne Chorstühle. Sehr zu bedauern ist, daß, als vor etwa 90 Jahren der Chor um einen Schuh abgehoben wurde, weil sich ein Stein mit dem Pfarrer gesenkt hatte, die vielen alten Grabsteine, welche im Chor und um den Taufstein gestanden hatten, gänzlich zertrümmert worden sind. Die Kanzel, deren unterer Theil aus erhabener Steinarbeit besteht, verräth noch rohe Kunst. Die Bilder, mit welchen die Kirche ausgestattet ist, sind von ungleichem Werthe und zum Theil erst aus dem 17. Jahrhundert.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_280.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)