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Kameralbezirk Wiesensteig. Den großen Zehenten bezieht, von der geistlichen Verwaltung her, der Staat, den kleinen die Pfarrei. Zehentfrei sind zwar 993 Morgen, auf ihnen haftet aber eine starke Gülte. Vom Jahr 1818–1840 hat die Gemeinde die Lehen eigen gemacht, die Laudemien und andere Grundgefälle um 1060 fl. 47 kr. abgelöst. Außer dem Staate ist noch die Gemeinde gefällberechtigt.

Der Ort zählt einschließlich jener auf der Torfgrube 92 Haupt- und 37 Neben-Gebäude, die allermeist mit Stroh bedeckt sind. Die Kirche wurde 1782 auf Kosten der Gemeinde so hergestellt, daß sie einer neuen zu vergleichen ist. Das 1741 neu aufgeführte Pfarrhaus hat der Staat im Bau zu erhalten. Das neue Rathhaus, womit ein Gemeinde-Back- und Dörr-Haus verbunden ist, wurde 1839–1840 mit einem Aufwande von 5000 fl. errichtet. Nach einer Sage der Einwohner soll am südlichen Ende des Dorfes ein Kloster „Mönchsroth“ gestanden haben, wovon jedoch keine Spur mehr zu sehen ist. Die Besitzer des Platzes, Hofgarten genannt, sind noch jetzt von Entrichtung des sog. Gnadengeldes befreit. Wahrscheinlich stand jedoch hier nur ein Pfleghof des gedachten Klosters, (s. unten.) Die Sterblichkeit ist ziemlich groß, aber auch die Zahl der Geburten die höchste, (oben S. 43.) Die Bewohner werden von der Pfarrbeschreibung als fleißig, sparsam, bieder und mild, doch auch als ziemlich indolent geschildert. Die Markung ist zwar, wie die Tabelle zeigt, im Verhältnisse zur Bevölkerung die größte, aber der Boden ist rauh, mager, steinigt und unfruchtbar, und manche Güter ertragen kaum die Baukosten. Nur wenige Morgen haben einen tiefern guten Grund. Das Klima ist rauh und heftige Stürme sind selbst im Sommer häufig. Die Hochgewitter sind sehr gefährlich. Der Ort hat einige Quellen, die aber Sommers gerne versiegen; daher sind die Einwohner bei oft drückendem Wassermangel auf Cisternen verwiesen. Höchst schädlich für die Saatfelder ist der späte Schneeabgang, welcher die Bauern oft nöthigt, sie noch einmal anzusäen. Nur Futterkräuter und Haber zeichnen

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_270.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)