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abgetrieben worden, daß ihrer darob viel hart beschädigt vnd ohngeschaffen Sachen müßen abziehen.“ Zwei wiederholte Stürme hatten denselben Erfolg.[1]

Nach diesem gleichzeitigen Berichte haben sogar „die Weiber mit Heugabeln die vom Sturm herabgestochen, wenn sie von einem den Kopf haben gesehen.“ Von den Bürgern kamen nur 3 um das Leben; „von einem hat man den Büchsenstein geschnitten vnd vff dem Altar Meß darüber gelesen.“ Am Donnerstag vor St. Gallentag wurde zwar ihre Vorstadt abgebrannt; wegen dieser Tapferkeit wurde aber der Stadt von der österreichischen Regierung das Marktrecht erweitert. (S. oben S. 247.) Als Herzog Ulrich die Regierung wieder angetreten, soll jedoch Owen in solche Ungnade deßwegen gefallen seyn, „daß man ihnen die Mauren abzubrechen Willens gewesen,“ und erst Herzog Christoph war es, der die Stadt, wie er selbst sagte „in integrum restituirte.“ Im 30jährigen Kriege soll auch Owen viel gelitten haben. Namentlich wurde es im Sept. 1634 von den Kaiserlichen ganz ausgeplündert und Pfarrer Wölflin von denselben in Nürtingen ermordet. Damals und schon 1610 herrschte die Pest, welche vom Jan. 1635 bis 10. Juni 1635 hier 725 Einwohner hinwegraffte.

Die Pfarrei ist eine der ältesten des Bezirkes. Im Jahr 1302 war Herzog Ludwig von Teck Kirchherr zu Owen. Oben S. 104 ist gezeigt, daß im 13. Jahrhundert der Dekan hier seinen Sitz hatte. Pfaff Albrecht Übelritter stiftet 1420 dem Pfarrer und allen Caplanen 10 Sch. Heller Gülte; Graf Ulrich von Württemberg bessert 1467 die Pfarr-Besoldung mit 20 Scheffel Dinkel, 10 Scheffel Haber und 3 Eßlinger Eimer Wein auf; und 1478 stiftet Dietrich Späth v. Sulzburg 3 Pfd. H. aus seinem Hofe zu Brucken, daß „der

  1. Owen klagte 1524 gegen Dettingen: Als Herzog Ulrich 1519 Kirchheim und Dettingen eingenommen gehabt, seyen die Dettinger mit ihren Anhängern bei Nacht vor Owen gezogen und haben mit Büchsen durch die Thore geschossen und seyen mit Sturmleitern in die Stadt gestiegen, aber wieder zurückgeschlagen worden, nachdem sie vergeblich verlangt, sie solle sich dem Herzog ergeben. Gleichwohl seyen die Dettinger später wieder angerückt und haben die Stadt helfen überziehen und verbrennen und ihr über 4000 fl. Schaden zugefügt. – Ein Erkenntniß scheint nicht erfolgt zu seyn.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_248.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)