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bereits S. 133 angegeben. Sie war eine der ersten Städte, welche 1519 der schwäbische Bund zur Übergabe aufforderte, hielt sich aber, bis Stuttgart in seine Hände gefallen war und öffnete, nach Ulrichs Wiederankunft, ihm die Thore und nahm an der Belagerung von Eßlingen Antheil. Sie verlor aber dabei nicht nur ihr Geschütz, sondern wurde auch, wegen der ihrem rechtmäßigen Landesherrn erwiesenen Treue, von dem Sieger geplündert; das Gericht wurde abgesetzt, die Bürgerschaft entwaffnet und eine Brandschatzung von 2200 fl. aufgelegt. Im Merz und April 1542 wüthete abermals die Pest hier. In Folge des Heilbronner Vertrages mußte der Herzog die kaum zuvor bevestigte Stadt dem Kaiser zum Unterpfand einräumen, worauf am 9. Jan. 1547 die württ. Besatzung den kaiserlichen Völkern Platz machen mußte. Diese, zumal die Spanier, verübten während ihres fünfjährigen Aufenthaltes so große Bedrückungen, daß sich Herzog Christoph bewogen fand, der Stadt eine Entschädigung von 13.000 fl. zu gewähren.[1] Namenlos sind die Leiden, die im dreißigjährigen Kriege über Stadt und Amt ergiengen, s. oben S. 107. Sie wurde 1634 von den Österreichern erobert und geplündert; 1635 herrschte wieder die Pest und bis 1638 dauerten beständige Einquartierungen. Am 27. Jan. 1643 wurden die Bayern von der weimarschen Armee aus den Vorstädten vertrieben. Am 3. Merz 1655 wurde ein Erdbeben verspürt. Groß sind auch die Drangsale, welche durch die Einfälle der Franzosen zu Ende des 17. Jahrhunderts über K. kamen. Im Juli 1687 verursachten große Gewässer einen Schaden von 22.930 fl. und zwei Hochgewitter am 3. und 5. Juli vernichteten alle Feldfrüchte im Werthe von 61.406 fl. Gleichwohl bethätigte die Stadt gegen die ihrer Religion wegen vertriebenen

  1. Vergebens bat Herzog Ulrich den auf der Durchreise begriffenen Prinzen Philipp von Spanien um Verwendung, daß die Spanier abberufen würden. Am 26. Sept. 1551 wurden zwei Bürger von Kirchheim, nachdem ihnen durch grausame Martern Urgichten abgepreßt waren, ohne alles rechtliche Verfahren aufgehängt, obwohl Herzog Christoph dagegen protestirt und an den Kaiser appellirt hatte.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)