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erhielt es die Ordensregel St. Augustins, und kam „unter die Pflege“ der Prediger-Mönche zu Eßlingen. Seine zweite Blüthezeit scheint in das 14te Jahrhundert gefallen zu seyn; denn im Jahr 1373 zählte es, nach einer Urkunde, 70 Conventschwestern. Es blieb aber stets in Abhängigkeit von den jeweiligen Besitzern der Stadt, die auch die Schutzvogtei ausübten. Die Zucht in dem Kloster, welche früher musterhaft gewesen zu seyn scheint, verfiel allmälig, wodurch es sich große Unannehmlichkeiten zuzog. Es ist aus der vaterländischen Geschichte bekannt, daß Graf Eberhard d. J. Vetter des Grafen Eberhard im Bart, 1476 mit seinem Gesinde in dem Kloster mit Tanzen und sonst sich höchst ungebührlich aufführte; wodurch sein Vater, Graf Ulrich, der kurz zuvor eine natürliche Tochter dahin gebracht hatte, bewogen wurde, das Kloster im Jahr 1478 zu reformiren. Graf Eberhard d. J. verlangte 1486 von dem Kloster ein Geldanlehen, und, weil dieses verweigert wurde, so wollte er die Nonnen durch Hunger zwingen, indem er 1487 das Kloster umlagerte. Nach 7 Wochen zwar, als sich der Kaiser darein gelegt, und der Bischof von Constanz dem Grafen und der Stadt, die sich, wie es scheint, diesem angeschlossen, mit dem Bann gedroht hatte, zog Eberhard ab; allein im nächsten Winter kam er schon wieder, und setzte dem Kloster 3 Monate lang so hart zu, daß die Nonnen die Bäume im Klosterhof umhauen und ein Sommerhaus im Kreuzgang zur Feuerung abbrechen mußten. Diese jedoch blieben standhaft; endlich wurde der Bann ausgesprochen, und Eberhard im Bart sandte seinem Vetter einen Fehdebrief und drang am 12. Februar 1488 mit 4000 Mann in Stadt und Kloster ein, wodurch dieses befreit wurde.[1] Gegen die Aufhebung sträubten sich die Nonnen sehr; sie wurde erst nach dem Jahr 1559 vollzogen. Damals waren noch 16 Nonnen vorhanden. Sie und ihre Priorin, Ursula Gräfin von Helfenstein, baten in dem gedachten Jahr den Herzog, er möchte

  1. Die Geschichte der Belagerung hat eine Nonne, die sie durchgemacht, beschrieben. Sie ist abgedruckt bei Sattler IV. Beil. 42.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_133.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)