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sogenannte Kirchspange in blauem Felde. Das älteste vorhandene Siegel vom Jahre 1300 hat einen der Länge nach getheilten Schild, und zeigt in der linken Hälfte die Kirchspange, und in der rechten die teckschen Wecken. Aber schon 1306 ist an die Stelle der letztern das österreichische Wappen getreten; eine Änderung, welche den in diese Periode fallenden Wechsel der Landesherrschaft deutlich bezeichnet. Auch ein Bericht von 1535 sagt, daß damals der österreichische Schild die rechte Hälfte gebildet habe. Nach dem Übergang an Württemberg wurde dasselbe so geändert, wie es schon 1421 war und noch ist: der quer getheilte Schild zeigt oben ein Hirschhorn und unten die Kirchspange.


Kirchliche Verhältnisse.

Der Pfarrgottesdienst wird in der oben beschriebenen Stadtkirche gehalten. Die an derselben angestellten Geistlichen sind: der Stadtpfarrer, welcher zugleich Dekan ist, und ein Helfer, neben welchem bis 1820 noch ein zweiter Diaconus stand. Die Diaconatbesoldung ist nach Vorschrift der königl. Verordnungen vom 7. Mai 1829 und 25. April 1835 größtentheils in Geld verwandelt. Die Pfarrei besteht aus der Stadtgemeinde und dem Schafhofe. Früher waren Filialien: Öthlingen mit Lindorf, und Notzingen mit Wellingen, welche der zweite Helfer zu versehen hatte und auch in politischer Hinsicht in nahen Beziehungen zu Kirchheim standen, nunmehr aber, wie dort gezeigt ist, selbstständige Pfarreien haben. Ihre Kirche war, als sie noch hierher zur Kirche gehen mußten, das 1840 abgebrochene sogenannte Todtenkirchlein, welches bei dem Gottesacker stand. Daß in noch älteren Zeiten auch Ohmden im Filialverband stand, wird sich dort finden. Das Patronatrecht, von jeher im Besitze der Herren der Stadt, ist königlich. Die Zeit der Stiftung der Pfarrei läßt sich nicht ermitteln; wir werden aber unten, wo auch das Geschichtliche von den übrigen kirchlichen Einrichtungen der Stadt zu finden ist, zeigen, daß sie von sehr hohem Alter ist.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_131.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)