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verdankt diese Höhle wohl nur der sich an sie knüpfenden Volkssage, der zufolge in alten Zeiten ein Weib, Namens Verena Beutlin, welche mit einem verheiratheten Bewohner eines benachbarten Dorfs ehebrecherischen Umgang hatte, Jahre lang in diesem Loche verborgen lebte, bis man endlich durch die Streifereien der heranwachsenden Nachkommenschaft der Sache auf die Spur kam.

3) Weniger bekannt und schwer zugänglich, aber sowohl wegen ihrer zahlreichen Tropfsteingebilde als wegen ihrer Tiefe bemerkenswerth, ist die Höhle, welche sich in dem Sperberseckberg (im Donnthal) bei Gutenberg findet. Sie erstreckt sich ungefähr 200 Schritte in den Berg hinein und theilt sich in mehrere Kammern. Das Volk nennt sie das Mondmilchloch.

4) Unter dem Namen Heppenloch erwähnt Rösler in dem oben erwähnten Manuscript einer unweit Gutenberg im Tiefenthal, am Schopflocher Ackerfeld befindlichen Höhle, in welche man aufrecht hineingehen könne und die hernach weiter werde und verschiedene Nebenlöcher habe.

5) Die Schlattstaller Höhle findet sich in dem Schlattstaller Thale. Sie besitzt, wie die meisten in den tiefern Schichten der Alp befindlichen Höhlen, fließendes Wasser, und zwar ergießt sich aus ihr eine der Quellen der Lauter. Sie liegt nach einer barometrischen Bestimmung 1561 P. F. über der Meeresfläche. Früher war es eine bloße Felsenspalte, aus welcher das klare Wasser der Lauter hervorquoll, das man, wenn man das Ohr an den Felsen legte, in weiter Ferne in den Eingeweiden des Berges rauschen und gähren hörte. Erst in neuerer Zeit wurde die Höhle in der Hoffnung, edle Metalle hier zu entdecken, geöffnet und in einen häßlich gähnenden Schacht verwandelt. Bemerkenswerth ist übrigens das Vorkommen von Schwefelkies in derselben.

6) Sodann öffnet sich am südlichen Abhange des Heimensteins eine Höhle oder vielmehr ein Felsendurchbruch, der in seinem Innern enge, lichtlos, übrigens wohlgeformt

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Kirchheim. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 014. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAKirchheim_014.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)