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Die hochgelegene, schön arrondirte Markung[1], von der man nach allen Orten eine sehr freundliche, ausgedehnte Aussicht genießt, umfaßt das 700 Morgen große Wirthschaftsgut nebst zwei Bauerngütern von je etwa 40 Morgen; sie ist mit Ausnahme von einigen nicht tief eingeschnittenen Thälchen ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen mittelguten bis guten, meist kalkreichen, nicht tiefgründigen Boden, der zuweilen mit einem fruchtbaren, milden Lehm wechselt. Der geringen Tiefgründigkeit ungeachtet, ist der Boden wegen des günstigen Mischungsverhältnisses von Kalk und Lehm dennoch ergiebiger, als man bei oberflächlicher Untersuchung glauben sollte. Die Unterlage besteht aus Hauptmuschelkalk, Muschelkalkdolomit und Thon. Der Boden wird im Durchschnitt auf 5 Zoll Tiefe bearbeitet.

Vermöge der hohen, freien Lage ist das Klima etwas rauher, als in Herrenberg, demungeachtet schaden Frühlingsfröste nur selten und feineres Obst gedeiht noch, wiewohl solches nur wenig gepflanzt wird; um so ausgedehnter pflegt man mit vieler Sachkenntniß und Sorgfalt die verschiedenen Mostsorten, welche z. B. im Jahre 1847 einen Ertrag von 16.000 Simri lieferten.

Das von der Hofdomänenkammer in Pacht gegebene Schloßgut wird von den dermaligen Beständern (Gebrüder Breuninger) in zehn Schlägen mit vieler Umsicht bewirthschaftet.

Der Fruchtwechsel auf 537 Morgen, wonach ein Schlag nahezu 54 Morgen beträgt, findet in folgendem Reihengang Statt: 1) 3/5 Hackfrüchte, auch Ackerbohnen gedüngt; 2/5 reine, gedüngte Brache; 2) 3/5 Mohn, Erbsen und Wicken nach Hackfrüchten; 2/5 Reps nach Brache, 3) Dinkel, 4) Gerste gedüngt, 5) Klee und Gras, 6) Weide, 7) Dinkel, 8) Stoppel-Reps, theilweise Schotenfrüchte (Erbsen, Bohnen), auch reine Brache, 9) Dinkel gedüngt und 10) Hafer.

Die Lucerne-Rotation erstreckt sich auf 65 Morgen mit folgendem Umlauf: 1) Umbruch, gepfercht, 2) Kohlreps, 3) Dinkel, 4) Kartoffeln, gedüngt, 5) Gerste mit Luzerne, 6–10) Luzerne.

Die Weide-Rotation hat ungefähr 48 Morgen und zwar: 1) Hafer, 2) Brache, gedüngt und gepfercht, 3) Reps, 4) Dinkel, 5) Hafer mit untergesäetem Klee und Gras, 6–9) Schafweide.

Zu dem eigentlichen Weidschlag gesellen sich noch 20–30 Morgen künstlich angelegte Stoppelweiden, wozu Felder gewählt werden, die im darauffolgenden Jahr theils Hafer-Anblum


  1. Die Markung grenzt nördlich an die Markung Haslach, östlich an Nebringen, südlich an Öschelbronn, und westlich an Unter-Jettingen.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_312.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)