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In Folge der Ablösung sind zwei dem Staat gehörige Keltern und ein Fruchtkasten in den Besitz der Gemeinde übergegangen.

Die im Ort vorhandenen Brunnen (zwei laufende und vier Pumpbrunnen)[1] liefern ein mittelgutes, zum Theil gipsführendes Wasser, das, wie es scheint, einen nachtheiligen Einfluß auf den Gesundheitszustand der Einwohner ausübt, indem Cretinen und Kröpfe ziemlich häufig vorkommen.[2]

Die Ortsangehörigen sind im Allgemeinen gutartig, sehr fleißig, sparsam, und haben viel Sinn für Religion, der öfter in Pietismus übergeht; ihre ökonomischen Verhältnisse sind ziemlich befriedigend, und die Mittel ihres Auskommens bestehen in Feldbau, Obstzucht, Weinbau und insbesondere in der Viehzucht, welche sehr ausgedehnt betrieben wird. Unbemittelte brechen Gips und treiben mit demselben einen kleinen Handel, der ihnen eine spärliche Einnahme sichert.

Die vorhandenen Gewerbe dienen nur dem örtlichen Bedürfniß, mit Ausnahme des Betriebs von zwei Mühlen, von denen die eine, früher dem Kloster Bebenhausen gehörige, im Ort steht und drei Mahlgänge und einen Gerbgang hat, während die andere, eine Kunstmühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, 1/4 Stunde unterhalb des Ortes an der Ammer gelegen, einen abgesonderten Wohnsitz bildet.

Die ausgedehnte Markung, von der übrigens ein großer Theil mit Wald bestockt ist, grenzt nördlich an die Markungen Entringen und Pfäffingen, östlich an Hagelloch, O.A. Tübingen, und Tübingen, südlich an Wurmlingen, O.A. Rottenburg, und westlich an Pfäffingen. An der südöstlichen Grenze greift ein von der Markung Wurmlingen abgesonderter gegen 200 Morgen großer Wiesendistrict störend in die Markung Unter-Jesingen ein.

Im Allgemeinen hat die Markung einen mittelfruchtbaren Boden, der auf den meist zu Wald benützten Anhöhen des Schönbuchs aus einem lehmigen Sand, an den Abhängen der Schönbuchsterrasse selbst aus einem für den Weinbau tauglichen, etwas hitzigen Keupermergel, im Thal aus einem fruchtbaren Alluvialboden und auf der rechten Seite der Ammer aus einem für den Ackerbau sehr günstigen Diluviallehm besteht. Die ergiebigsten


  1. Im Rosecker Thälchen bestand früher ein Weiher, in welchem Fische gezogen wurden, und westlich vom Ort an der Landstraße liegt ein kleiner See, der zum Hanfrösten benützt wird.
  2. Vergl. Reusser (diss. praes. Autenrieth) Topographia medica pagi Jesingen. Tub. 1813.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)