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dem Willen Graf Ludwigs von Württemberg, Oberlehensherrn der Kirche zu Ehningen und des Laienzehnten zu Ehningen und Rohrau); auch hatte Albrecht Röfflin von Richtenberg am 25. desselben Monats auf Kirche, Kirchensatz und Zehenten zu Ehningen und zu Rohrau zu Gunsten eben dieser Karthause verzichtet (St. A. Pez Cod. dipl. hist. epist. pars 3, 266. 272). Eine hiesige Caplanei wurde im Jahre 1481 eingeweiht in die Ehre der h. Maria, St. Antonius, St. Johannes des Täufers, St. Sebastian, St. Nicolaus, St. Ursula und der 11000 Jungfrauen. Im Jahre 1540 wurde Rohrau Filial von Nufringen.


Thailfingen,
Gemeinde III. Klasse mit 672 evang. Einw., – Ev. Pfarrei mit dem Filial-Ort Nebringen.

Der nicht große, beinahe ein Dreieck bildende Ort liegt 5/4 Stunden südlich von Herrenberg auf einem ziemlich schmalen Bergrückenausläufer, der gegen Norden steil gegen das Thal des Thürnengrabens, gegen Süden aber mit mäßiger Neigung abfällt; daher das Dorf, von der nördlichen Seite gesehen, namhaft hoch gelegen erscheint und eine freundliche, malerische Ansicht gewährt, der eine an dem östlichen, spitzen Ortsende stehende, kräftige Linde noch mehr Reiz verleiht. Der Ort selbst besteht mit Ausnahme einiger wohlhäbig aussehenden Bauernwohnungen aus meist alten, minder ansehnlichen Häusern und hat im Allgemeinen eine unebene, theils gegen Osten, theils gegen Norden geneigte Lage. Die ziemlich reinlich gehaltenen Ortsstraßen sind nicht gekandelt, ebenso sind die Düngerstätten noch nach alter Weise angelegt, jedoch durchgängig mit Gülleneinrichtungen versehen. Beinahe in der Mitte des Orts steht die 1469 in einfachem germanischen Styl erbaute Pfarrkirche, welche übrigens in den Jahren 1699 und 1817 stylwidrige Veränderungen erlitten hat. Der viereckige Thurm, von dessen drei Stockwerken die zwei untersten massiv erbaut sind, ist nicht hoch und ragt nur mit seinem einfachen Zeltdach über den First der Kirche empor; auf demselben hängen drei Glocken, von denen eine, im Jahre 1512 gegossene, sehr groß ist, die mittlere ist von 1629, und die kleinste, sehr alte, trägt die vier Evangelistennamen in verkehrter ganz roh ausgeführter Schrift. Das Innere der Kirche hat außer einem alten Taufstein und einem gut aus Holz geschnittenen, in neuerer Zeit kunstlos angestrichenen, lebensgroßen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_292.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)