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einzelner schöner Bauernhäuser, ein mittelmäßiges Ansehen haben und meist mit steinernen Unterstöcken versehen sind. Die an beiden Seiten des Dorfes angrenzenden sehr steilen Thalabhänge bestehen aus Hauptmuschelkalk und sind wegen Mangels an Humus größtentheils unkultivirt. Am südlichen Ortsende geht das ebenfalls tief eingeschnittene Thal des Kochenhardtgrabens in das Ammerthal; die Spitze des zwischen den beiden Thälern sich hinziehenden Bergrückens wird der Kirchberg genannt, weil daselbst bis zum Jahre 1760 eine Kirche (Kapelle) stand.

Von dem Kirchberge, auf dem sich gegenwärtig noch, zur großen Beschwerlichkeit der Ortsangehörigen, der Begräbnißplatz befindet, genießt man eine sehr freundliche Aussicht in das Ammerthal, an einem Theil der Alp und an dem Schönbuch, an dessen Rande sich die beiden Schlösser Hohen-Entringen und Roseck besonders gut ausnehmen.

An der gekandelten Hauptstraße, beinahe in der Mitte des Orts, steht die Pfarrkirche, welche ursprünglich eine herrschaftliche Kelter war, die 1575 erbaut und 1760 zur Kirche umgewandelt wurde. Ihre ursprüngliche Bestimmung nicht verläugnend, entbehrt sie jeder architektonischen Ausstattung, welche ihr nur annähernd das Ansehen einer Kirche verleihen würde. Das Innere ist zwar geräumig, übrigens durch Emporen verdüstert. Auf der vordern Giebelecke sitzt ein sogenannter Dachreiter, in welchem zwei Glocken, die eine sehr alt, mit den Namen der vier Evangelisten, die andere 1767 gegossen, hängen. Das Gebäude ist ursprünglich Eigenthum des vormaligen Kirchenraths, und dessen Dachböden dienten bisher noch als kameralamtlicher Fruchtkasten.

Das im Jahr 1822/23 erbaute Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, liegt ziemlich entfernt von der Kirche am östlichen Ende des Orts. Das an der Straße nach Entringen ebenfalls am Ende des Orts gelegene Schulhaus wurde im Jahr 1792 neu erbaut und enthält zugleich die Wohnung des Schulmeisters und Lehrgehülfen; seit einigen Jahren besteht eine Industrieschule.

In der Mitte des Dorfes steht von allen Seiten frei das ansehnliche 1773 erbaute Rathhaus.

Eine dem Staat gehörige Zehentscheuer steht hinter der Kirche. Ein Gemeindewaschhaus und seit 1855 auch ein Gemeindebackhaus, ist vorhanden.

Der Ort hat drei Pumpbrunnen, die in trockenen Jahrgängen etwas nachlassen, dagegen liefert ein 100 Schritte unterhalb des Ortes gelegener laufender Brunnen das ganze Jahr hindurch gutes

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_283.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)