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im Ort Überwinterung und die Wolle kommt in der Umgegend zum Verkauf.

Übrigens vergleiche über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tab. III.

Stiftungen für Arme und Schulen sind keine vorhanden.

Über grundherrliche Verhältnisse siehe hienach das Geschichtliche des Orts. Bis zur neuesten Gefäll-Ablösung waren namhafte Gülten zu entrichten; den großen Zehenten bezog der Staat, den kleinen die Pfarreien Reusten und Poltringen abwechslungsweise. Den Heuzehenten hatte Freiherr v. Ulm, nebst einem Theil des Weinzehentens, den übrigen Theil bezog der Staat.

Westlich vom Ort in der Nähe des sogenannten Steinmäuerles stößt man auf Grundreste römischer Gebäude (siehe den allgemeinen Theil).

Oberndorf gehörte ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen; Pfalzgraf Eberhard der Scheerer verkaufte unter Anderem im August 1292 wegen drückender Schuldenlast alle seine hiesigen Besitzungen an das Kloster Bebenhausen.

Ein Antheil an der Vogtei und Oberherrlichkeit war übrigens schon um 1250 durch Elisabeth, Tochter des Pfalzgrafen Konrad von Tübingen, an ihren Gatten, den Grafen Otto II. von Eberstein, gekommen. Neben und unter den Grafen von Eberstein (über deren Einkommen in Oberndorf und Poltringen Schmid Urk. 217 zu vergleichen) erscheinen als Lehensträger von je 1/3 des Ortes die Herren von Hailfingen (Crus. Ann. Suev. 3, 222. 329, Schmid 452), Ehingen und Höfingen.

Die Herren von Hailfingen waren 1293 an der hiesigen Mühle betheiligt. Märklin von Hailfingen erkaufte im Jahr 1380 von den Pfalzgrafen Konrad eigene Leute hier und in Poltringen (Schmid 452). In demselben Jahre reversirte sich Konz von Hailfingen, als ihm Graf Rudolf von Hohenberg seine armen Leute zu Oberndorf, (Unter-) Jesingen, Pfäffingen und Poltringen um 200 Pfund Heller verschrieb. Als im Jahr 1527 die Hailfinger mit Wendel von Hailfingen ausstarben, kamen 1/3 von Oberndorf und Poltringen und zur Burg Poltringen gehörende Schönbuchsrechte, was Alles sie besessen, an Sebastian von Gültlingen (Lünig 12 a, 286 oben); am 15. Febr. 1533 trugen Sebastian und seine Söhne, da sie wegen eines auf württembergischem Gebiet begangenen Mordes begnadigt wurden, dieses 1/3 von beiden Orten nebst Schloß und Dorf Pfäffingen dem Kaiser Ferdinand als damaligem Herzog von Württemberg zu Lehen auf (Lünig 12 a, 283) und verkauften diese Drittheile nebst den zur Burg Poltringen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)