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Rundbogenfensterchen u. s. w. In der Ecke der Sakristei steht ein steinerner uralter Altartisch, der mit zwei Seiten in die Wände eingelassen ist, während die vierte Ecke von einer runden, gänzlich schmucklosen Säule unterstützt wird. Bemerkenswerth ist ein altes, kupfernes Taufbecken, auf dem die Verkündigung Mariä in getriebener Arbeit sich befindet. Die auf dem Thurme hängenden zwei Glocken haben folgende Inschriften: 1) Ave maria gracia plena dominus tecum anno domini 1441. 2) Osanna heis ich in unser Frawen Er leit ich, Bernhard Lachmann gos mich 1506. Die Kirche ist Eigenthum der Stiftungspflege.

Das in der Nähe der Kirche gelegene Pfarrhaus, welches die K. Hofdomänenkammer zu unterhalten hat, soll früher die Wohnung des Pater oeconomus der Probstei Herrenberg gewesen sein; es ist massiv aus Steinen im Styl des 16. Jahrhunderts erbaut.

Das ansehnliche, zweistockige, im Jahre 1828 erbaute Schulhaus mit den Wohnungen für die Lehrer ist zweckmäßig eingerichtet und steht frei unfern des an der Hauptstraße gelegenen, gut erhaltenen Rathhauses. An der Schule unterrichten ein Lehrer, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe. Eine Industrieschule besteht seit 1848.

Ein Gemeindebackhaus wurde 1840 erbaut und ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst. Im Ort befinden sich fünf steinerne Brücken, außerhalb desselben sechs, und sieben hölzerne Stege.

Die Einwohner, ein gesunder, gut gewachsener Menschenschlag, erreichen nicht selten ein sehr hohes Alter; sie sind im Allgemeinen gutmüthig, friedliebend, sparsam, fleißig und haben vielen Sinn für Religion. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen; der größte Güterbesitz beträgt nur 27 Morgen. Die Haupterwerbszweige sind Ackerbau und Viehzucht; minder Bemittelte arbeiten im Taglohn in Herrenberg. Früher wurde die Wollespinnerei stark betrieben, die aber in neuerer Zeit gänzlich abging; die gegenwärtigen Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. Im Ort sind vier Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und zwei Krämer vorhanden.

Die schön arrondirte, mit Ausnahme der Waldungen meist ebene Markung wird nördlich von den Markungen Gärtringen, östlich von Rohrau und Hildrizhausen, südlich von Herrenberg und westlich von Affstätt und Kuppingen begrenzt. Der Boden besteht zu 1/3 aus einem leichten, fruchtbaren Diluviallehm, südlich vom Ort gegen die Terrasse des Schönbuchs wird er thoniger, schwerer, und der unten lagernde Keupermergel macht sich hier geltend, während an einzelnen Districten im Norden der Markung z. B.,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)