Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Pumpbrunnen; sämmtliche Brunnen geben des Sommers weniger Wasser und lassen in heißen Jahrgängen so sehr nach, daß die Einwohner genöthigt werden, ihr Wasser in Affstätt und an dem 1/4 Stunde südöstlich vom Ort gelegenen, nie versiegenden Leinenbrunnen zu holen. Auf den Fall der Feuersgefahr ist eine große Wette am nordöstlichen Ortsende angelegt worden.

Bis zur neuesten Grund-Entlastung bezog die K. Hofdomänenkammer den großen Zehenten; der kleine Zehenten nebst dem Heuzehenten von 57 Morgen Wiesen und Gärten stand der Pfarrei zu, neben welcher auch die Widdummaier von 53 Morgen den Heuzehenten bezogen.

Die ziemlich ausgedehnte Markung grenzt nördlich an die Markungen Ober-Jesingen, östlich an Gärtringen, Nufringen und Affstätt, südlich an Herrenberg und westlich an Ober- und Unter-Sulz, wie auch an zwei Waldparcellen, welche der Gemeinde Affstätt gehören und als Exclaven getrennt von der Affstätter Markung in der Markung Kuppingen liegen.

Die Markung gehört zu der unter dem Namen Gäu bekannten welligen Hochebene, und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden; die sog. Malmböden (Verwitterung des Muschelkalkdolomits) sind vorherrschend, während in dem westlichen und südwestlichen Theil der Markung der Boden thoniger, schwerer ist und häufig von den Mergeln der Lettenkohlengruppe unterlagert wird.

Die Luft ist rein und gesund, jedoch etwas rauh; Frühlingsfröste schaden zuweilen den Obstbäumen. Feinere Gewächse, wie Bohnen, Gurken etc., kommen noch fort, und früher wurde auch südlich vom Ort in den nun in Obstgüter umgewandelten hinteren Weingärten Weinbau getrieben. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Einwohner sind im Durchschnitt gut gewachsene, gesunde Leute, die mit großem Fleiß und Sparsamkeit meist einen ehrbaren Wandel führen und viel Sinn für Religion haben, der sich übrigens sehr häufig bis zum strengen Pietismus steigert. Ihre Vermögensumstände sind im Allgemeinen ziemlich gut, und die Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau und Viehzucht. Der Grundbesitz des begütertsten Grundeigenthümers beträgt 60 Morgen.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben, übrigens ist der deutsche Wendepflug immer noch ziemlich allgemein und wird für tauglicher gehalten, als der theilweise angewendete Flanderpflug. Dagegen sind zwei der Gemeinde gehörigen Walzen häufig im Gebrauch. Neben dem Stall-Dünger und der Gülle, welche in ziemlich gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelt wird, kommt noch Pferch, Hallerde, etwas Gips und Compost in Anwendung.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)