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vermutlich die Zeit der Erbauung des Langhauses angebend. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist älter und im Styl des 13. bis 14. Jahrhunderts mit schlanken, germanisch gefüllten Spitzbogenfenstern und Strebepfeilern erbaut. Der viereckige, sehr alte Thurm hat zwei hohe, massive mit Schußscharten versehene Stockwerke, denen erst später ein drittes aus Holz erbautes, nebst einem einfachen Zeltdache aufgesetzt wurde. Auf demselben genießt man eine sehr anziehende Aussicht über das Gäu, den Schönbuch und an einen großen Theil der Alp (vom Plettenberg bis unterhalb des Roßbergs). Von den drei auf dem Thurme hängenden Glocken hat die größte folgende Umschrift: Osanna heis ich in unserer Frawen Er leit ich, Bernhard Lachamann gos mich 1508; auf der mittleren steht: Ave maria gracia dominus tecum pax nobis amen. Die dritte wurde 1830 umgegossen. Das Innere der Kirche ist durch zwei über einander gebauten Emporen verdüstert; von dem Schiff führt ein spitzbogiger Triumphbogen, in welchen ein aus Holz gut geschnittenes Bild des Gekreuzigten frei hängt, in den mit einem doppelten Kreuzgewölbe versehenen Chor, an dessen zwei Schlußsteinen schön durchbrochene Rosetten angebracht sind. In dem Chor stehen geschnitzte, im germanischen Styl gehaltene Chorstühle, an denen vertieft nur mit Linien eingeschnittene Figuren angebracht sind; die oberen Theile dieses alten Gestühlwerks wurden bei der Errichtung der Emporen weggerissen, und das übrige in neuerer Zeit meist getüncht. Die Unterhaltung der Kirche liegt der örtlichen Stiftungspflege ob.

Zunächst (südlich) der Kirche steht das 1768 erbaute, wohlerhaltene Pfarrhaus nebst Öconomiegebäuden, Garten und Hof, welches von der K. Hofdomänenkammer zu erhalten ist.

Das nordöstlich der Kirche gelegene, ansehnliche Schulhaus wurde im Jahre 1827 mit einem Aufwand von 6000 fl. erbaut; es enthält zugleich Wohnungen für den Lehrer und Unterlehrer, welche an der Schule unterrichten, neben der auch eine Industrieschule besteht, an welcher die Töchter des dermaligen Pfarrers Wittich unentgeltlich Unterricht ertheilen.

Im östlichen Theile des Orts liegt frei das alte, jedoch gut erhaltene Rathhaus.

Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahre 1845 mit einem Gemeindeaufwand von 1300 fl. erbaut; ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst. Eine am südlichen Ortsende gelegene, 1745 erbaute Zehentscheuer kaufte die Gemeinde im Jahre 1850 von der K. Hofdomänenkammer um 1000 fl.

Im Ort befinden sich ein laufender und 23 Zieh- und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_221.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)