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Ein großer Übelstand für die Gemeinde ist der Mangel an gutem Trinkwasser, indem im Ort selbst nur ein 20 Klafter tiefer Zugbrunnen vorhanden ist, dessen Wasser zum Kochen nicht gebraucht werden kann und auch von den Pferden nicht gerne getrunken wird; da derselbe überdies bei anhaltender trockener Witterung versiegt, so wurde einige 100 Schritte südwestlich vom Ort 1841 ein Brunnen erbohrt, der das ganze Jahr hindurch Wasser liefert, das übrigens ebenfalls gipshaltig – und zum Kochen unbrauchbar ist. Das Kochwasser, welches meist zur Hälfte mit dem im Ort vorkommenden gemischt wird, muß daher 1/4 Stunde nordöstlich vom Dorfe an der sog. Steige – zuweilen auch in Altingen geholt werden. Auf den Fall von Feuersgefahr sind zwei Wetten im Ort und zwei außerhalb desselben angelegt, die übrigens bei heißer Witterung austrocknen und dann unangenehm ausdünsten; außer diesen haben mehrere Ortseinwohner zum Viehtränken Wasserbehälter angelegt, die sie mittelst der Dachtraufe füllen.

Auf dem Schönbuch, etwa 1/4 Stunde östlich vom Ort, an dem Weg nach Bebenhausen, liegt ein kleiner See, an dem häufig gewaschen wird, besonders wenn in dem Ort selbst Mangel an Wasser eintritt. In der Nähe des See’s stand ein Jägerhaus, welches vor etwa 22 Jahren abging.

Die Einwohner sind, vermuthlich in Folge des schlechten Wassers und des mühsam zu bebauenden Bodens, körperlich etwas unansehnlicher, als die Gäubewohner, wie denn bei denselben, neuerlich jedoch seltener, Spuren von Kretinismus hervortreten, andere Krankheiten indessen weniger vorkommen. In sittlicher Beziehung stehen die Einwohner denen der Gäuorte nicht nach, sie zeigen im Allgemeinen einen eisernen Fleiß, verbunden mit Sparsamkeit und vielem religiösem Sinn. Ihre Vermögensumstände gehören nicht zu den besten, die Mehrzahl ist unbemittelt. Der begütertste Bürger besitzt 30 Morgen Felder. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau mit etwas Viehzucht, und Obstbau, welcher in großer Ausdehnung betrieben wird.

Die Markung ist klein, und ihre Erzeugnisse würden nicht reichen, die ziemlich starke Bevölkerung zu ernähren, wenn nicht die Einwohner viele Güter auf den Markungen Altingen und Gültstein angekauft hätten. Die Figur der Markung ist sehr unregelmäßig, indem sich ein Theil der Gemeindewaldungen als ein schmaler, gekrümmter Streifen tief in den Schönbuch hineinzieht, weßhalb die Markung auf eine seltsame Weise folgendermaßen von andern Markungen begrenzt wird und zwar gegen Norden von Mönchberg, Gültstein, Herrenberg und Hildrizhausen, gegen Osten

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)