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Jahr hindurch in Bewegung zu setzen. Bei dem Seebrunnen lag früher ein drei Morgen großer See, der vor etwa 70 Jahren abging, und in der Nähe des Ortsbrunnens bestand ein Bad, das längst in eine Bauernwohnung umgewandelt wurde, auf der übrigens bis zum Jahr 1836 noch besondere Gefälle lasteten. Periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) befinden sich in der Nähe des Heilbrunnens und im Örlach.

Die ziemlich große Markung, von der übrigens noch über die Hälfte Wald ist, grenzt gegen Norden an die Markungen Rohrau und Mauren (Oberamts Böblingen), gegen Osten an Altdorf (Oberamts Böblingen), gegen Süden an Kayh und Herrenberg und gegen Westen an Nufringen und Rohrau. Die Feldgüter liegen mit Ausnahme des erst unterhalb des Dorfs tiefer einschneidenden Würmthals ziemlich eben und haben im Allgemeinen einen minder ergiebigen Boden, als die übrigen Gegenden des Oberamtsbezirks; im nordöstlichen Theil der Markung besteht derselbe aus einem leichten, mageren Sandboden, der in der Richtung gegen den Ort und an den Gehängen des Würmthals in einen schwer zu bebauenden rothen Thon (Verwitterung des Keupermergels) übergeht. Auf der Hochebene, welche den größten Theil der Feldmarkung ausmacht, kommt ein zäher, gelber, naßkalter Lehm vor, mit einem die Feuchtigkeit nicht durchlassenden Liaskalk als Unterlage, daher die Güter dieses Districts in trockenen Jahrgängen einen reichlicheren Ertrag liefern, als in nassen. Südlich und südwestlich vom Dorf tritt ein grauer, unergiebiger Thon (Verwitterung des Turnerithons) auf, der gegen Süden und Westen bald von einem sandigen Lehmboden, dessen Unterlage der weiße, grobkörnige Stubensandstein bildet, verdrängt wird; letzterer bildet den größten Theil der mit Wald bestockten Fläche. Die besten Güter liegen in der Nähe des Dorfs, im Heuweg, Gairen, Rosne, Länderäcker, Hofäcker u. s. w.

Ungeachtet der im Allgemeinen nicht ungünstigen klimatischen Verhältnisse wirken schädliche Nebel und Thaue nicht selten nachtheilig auf den Obstbau; Hagel führende Gewitter, die früher häufig waren, stellen sich seit 30 Jahren weniger ein.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftige, gut gewachsene Leute, die sich durch Einfachheit, Fleiß und Sittlichkeit vortheilhaft auszeichnen; uneheliche Kinder sind selten, und das Wirthhaus wird wenig besucht, ebenso ist die Kleidung eine einfache, ländliche, und zuweilen trägt der Enkel noch den Rock des Großvaters.

Hier ist den 18. Januar 1796 geboren Johann Michael Holder, ein rühmlich bekannter Miniaturmaler.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)