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Hildrizhausen,
Gemeinde II. Klasse mit 1071 Einw., wor. 3 Kath. und 9 eig. Confession, – Evang. Pfarrei. Die Kathol. sind nach Altingen eingepfarrt.

Der Ort[1] hat auf der Hochebene des Schönbuchs eine hohe, theils gegen die Würm, theils gegen den Ablauf des Heilbrunnens sanft geneigte Lage; die ihn umgebende Feldmarkung ist auf drei Seiten von weit gedehnten Waldungen begrenzt und nur gegen Osten dem freien Zutritt der Winde offen, was einen günstigen Einfluß nicht nur auf das Klima der Gegend, sondern auch auf den Gesundheitszustand der Einwohner äußert.

Das Dorf, in welchem ein Revierförster seinen Sitz hat, ist von mittelgroßer Ausdehnung und von reinlich gehaltenen, durchaus gepflasterten Straßen durchzogen; die Gebäude, von denen einzelne noch das Gepräge ächter Ländlichkeit an sich tragen, sind aus Holz erbaut und größtentheils mit steinernen Unterstöcken versehen.

Beinahe in der Mitte – doch mehr im nördlichen Theil des Dorfes – steht die alte, ehrwürdige Pfarrkirche, deren Thurm mit seinem schlanken, spitzen Zeltdach hoch über das freundliche Dorf emporragt und der Ansicht desselben viel Malerisches verleiht.

An der Stelle der im Jahre 1165 von Herzog Welph im Kriege mit dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen zerstörten Burg (siehe unten) erhob sich wahrscheinlich aus den Trümmern derselben die gegenwärtige Kirche mit einem befestigten Kirchhofe, dessen gegenwärtig noch vorhandene Ringmauern früher mit Zinnen und Umlauf versehen waren[2]. Die Kirche, ursprünglich eine im früh romanischen Styl erbaute, dreischiffige Basilika, deren Seitenschiffe niederer als das Hauptschiff – und mit Pultdächern gedeckt waren, wurde im Laufe der Zeit durch Umwandlung, theils in den Spitzbogenstyl, theils in den modernen mit oblongen, geradlinigen Fenstern, sehr entstellt, zumeist hat der in neuerer Zeit


  1. Hilfsmittel: Barth. Eiselins (geb. v. Hildrizhausen, Pfarrer daselbst 1577 bis 1622) Hildrizhauser Chronik, geschrieben 1619, handschriftlich z. B. auf dem K. Staatsarchiv.
  2. In Eiselins Chronik steht Folgendes: Und hat die Kirchmauer vor Jahren rings herumb einen Kranz gehabt mit Schlüz und Schießlöchern, daß man darauff herumb gehen können, wie auff Einer Statt-Maur, deren ich guten Theil selbs gesehen, vom Linden-Thörlin an auff der linkhen Hand im Eingang dem Hayligen Häußlin hinauff, bis an des armen Leuth-Häußlin und Leonhard Garthen Schmitten hinumb, so jez in Abgang kommen und den Kranz verlohren hat u. s. w.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_206.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)