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wird an der Schönbuchsterrasse ziemlich hoch über den Gipsschichten gefaßt und in den Ort geleitet.

Die Einwohner sind kräftig, gesund und tragen keine Spuren des in den Nachbarorten sich zeigenden Cretinismus, was der Zuleitung gipsfreien Trinkwassers zu verdanken sein dürfte.

Eine Wette besteht im Ort und mehrere periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) sind auf der Markung vorhanden.

Erdfälle kommen viele vor und entstehen beinahe jedes Jahr in dem unteren Keupermergel aus denselben Ursachen, die auch bei Entringen obwalten (siehe die Ortbeschreibung von Entringen).

Die Einwohner, deren Haupterwerbsquellen in Ackerbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau bestehen, sind sehr fleißig und in mittelmäßigen Vermögensumständen; viele der minder Bemittelten finden durch Holzmachen sowie Stein- und Gipsbrechen einen mäßigen Verdienst. Es befinden sich nämlich auf der Markung zwei Steinbrüche, der eine im grobkörnigen Stubensandstein unfern der Burg Müneck, der andere im feinkörnigen Keuperwerkstein unterhalb des sogenannten Kleebs, welche gute, in der Umgegend gesuchte Bau- und Werksteine liefern; der gegrabene Gips wird ungemalen nach Außen verkauft. Der begütertste Bürger besitzt 40 Morgen Felder.

Die ziemlich ausgedehnte Markung, von der übrigens wenigstens die Hälfte mit Wald bestockt ist, grenzt gegen Norden an die Markungen Kayh und Altdorf, O.A. Böblingen, gegen Osten an Hagelloch, O.A. Tübingen, gegen Süden an Entringen und gegen Westen an Altingen und Kayh. Die Lage der Feldgüter ist ziemlich uneben, namentlich liegt ein großer Theil derselben an der steilen Schönbuchsterrasse, welche übrigens meist für den Wein und Obstbau benutzt wird, wozu sich dieselbe vermöge ihres Keupermergelbodens und des Schutzes, den sie gegen rauhe Winde hat, sehr gut eignet. Der übrige Theil der Markung besteht theils aus einem strengen Thonboden, theils aus fruchtbarem Diluviallehm; auf dem zu Wald benützten Plateau des Schönbuchs herrscht Sand (Verwitterung des Stubensandsteins), mit lettigem Untergrund vor. Im Allgemeinen ist der Boden zu 1/3 der Feldmarkung gut, 1/3 mittelmäßig und 1/3 schlecht zu nennen. Wegen des häufig vorkommenden Keupermergels, der hitzige Böden liefert, und wegen des Thonbodens ist der Ertrag in etwas nassen Jahrgängen ein besserer, als in trockenen. Die ergiebigsten Felder sind die Kirchäcker, Sindeläcker, Brunnäcker, oben im Dorf, Schelmenäcker u. s. w. Frühlingsfröste schaden zuweilen dem Wein und dem Obst, dagegen ist Hagelschlag selten.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)