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Das Rathhaus wurde 1824 neu erbaut.

Das Schulgebäude ist schon ziemlich alt, übrigens geräumig und in gutem Zustande; in demselben ist zugleich ein Gemeindebackhaus eingerichtet, das im Jahr 1847 um 2 Öfen vermehrt wurde. An der Schule unterrichten ein evangelischer und ein katholischer Lehrer, die ihre Wohnungen in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Hause haben. Eine Industrieschule besteht seit etwa 26 Jahren.

Ein Gemeindewaschhaus ist 1832 ganz massiv erbaut worden, auch besitzt die Gemeinde ein Schafhaus. Die hofkammerliche Zehntscheuer kauften im Jahr 1849 die evangelischen Einwohner um 800 fl. in der Absicht, dieselbe später zu einer evangelischen Kirche einzurichten.

Das sogenannte Schwedenhaus, ein altes Gebäude, dessen Unterstock nicht ohne architektonischen Schmuck aus Stein gebaut ist, während die oberen Stockwerke aus reichem Holzbau bestehen, steht an der Hauptstraße und soll ursprünglich ein Schloß gewesen sein.

Etwa 40 Schöpf- und Pumpbrunnen versehen den Ort hinreichend mit Trinkwasser; unter diesen befinden sich 2 der Gemeinde gehörige Schöpfbrunnen, die, namentlich der sogenannte Kempfenbrunnen, sehr gutes Wasser in reichlicher Fülle liefern. Die Bewohner von Kayh haben das Recht, an diesen beiden Brunnen Wasser zu holen, wofür sie 1/3 der Unterhaltungskosten von einem derselben zu leisten haben. Unterhalb des Orts entspringt der sogenannte Grottbrunnen, der das ganze Jahr hindurch so reichlich fließt, daß er zwei Gänge treiben könnte. Außer der Ammer, welche hart an der Ostseite des Orts vorbeifließt, und des zunächst am Dorf einmündenden Schmalenbachs, befinden sich noch auf der Markung der neben der Ammer herfließende – und bei der Mühle eingehende Fließengraben und der Aischbachgraben, welcher übrigens nur bei starkem Regen und Schneeabgang Wasser führt und bei Altingen mit der Ammer sich vereinigt. In dem Aischbachthälchen entspringt eine periodisch fließende Quelle (Hungerbrunnen). An dem Hardtwald liegen 2 Seen, von denen übrigens einer am Abgehen ist.

Die im Allgemeinen gesunden, gut gewachsenen Einwohner[1]


  1. Von diesem Altingen, wo nicht eher von dem abgegangenen bei Sindelfingen, dürfte stammen Hans Böblinger, Haupterbauer der Frauenkirche in Eßlingen, zu deren Bau er im Jahr 1440 bestellt wurde. Er liegt in Eßlingen begraben und hinterließ Söhne, welche sich gleichfalls als Baumeister auszeichneten. (Wenigstens nennt sich sein Sohn Matthäus „von Aldingen“ auf der Umschrift seines Siegels. Ein solches Siegel hängt an dessen Schreiben an den Eßlinger Rath vom 1. Aug. 1496.)
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)