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Beschwerden und erneute die früheren Privilegien desselben, doch nur auf so lange, als die neue Einrichtung darin bestehen würde. Im nämlichen Jahre (1482) befahl auch Pabst Sixtus IV., daß dem Stift die, ihm von Laien entrissenen Güter, Einkünfte und Rechte mit Hilfe des weltlichen Arms wieder verschafft werden sollten.

Die Kappenherren vermochten aber nicht, sich den Beifall der Zeitgenossen zu erwerben; auf dem Landtag in Tübingen 1514 wurde sehr über sie geklagt und im Tübinger Abschied daher ihre Abschaffung versprochen. Dieses befahl auch Pabst Leo X. in seiner Bulle vom 19. April 1516 und setzte wieder weltliche Chorherren an ihre Stelle (Sattler Herz. 1. Beil. Nr. 93). Damals war Joh. Rebmann Probst; dieser starb 1517 und auf ihn folgte Bened. Farner, Chorherr in Stuttgart. Herzog Ulrich schloß mit dem Bischof Hugo von Constanz (bis 1529) wegen des Stiftes einen Vertrag, daß anstatt der ersten Früchte, der Investituren und anderer bischöflichen Gerechtigkeiten jährlich 10 fl. von dem Stift gegeben werden sollen, und daß er (der Herzog) die Stiftspröbste dem Bischof präsentire. Die Wiederherstellung der alten Einrichtungen vermochte indeß den Verfall des Stifts nicht zu hindern; dieses verarmte immer mehr und mußte 1519 den schwäbischen Bund bitten, er mochte es großer Armuth wegen mit Kriegssteuern verschonen.

Als im Jahr 1534 Herzog Ulrich sein Erbland wieder gewann, wurde noch in demselben Jahre das Stift aufgehoben und die Reformation eingeführt. Farner, der bei dem Herzog sehr in Gunst stand, legte seine Würde nieder und ging als Pfarrer nach Dornstetten. Ein Chorherr M. Johann Neuffer, durch die Lesung der Schriften der Reformatoren hiezu bewogen, trat zum evangelischen Glauben über, zog nach Pforzheim, verheirathete sich dort, kam 1535 ins Land zurück, erhielt ein Leibgeding und 1537 die Stiftsverwaltung in Herrenberg. Der Chorherr Heinrich Volz kam 1537 als Pfarrer nach Hailfingen, legte aber 1555 seine Stelle für ein Leibgeding nieder, und auch der Chorherr Lorenz Schumacher und der Vikar Sprenger erhielten im Jahr 1537 ein Leibgeding. Der erste, im Jahr 1534 angestellte lutherische Stadtpfarrer war Meister Caspar Gräter, welcher zuvor in Heidelberg das Evangelium gepredigt hatte (Sattler, Herzoge 3, 50).

Nach der Erscheinung des Restitutions-Edicts 1629 verlieh Kaiser Ferdinand II. dem Leonhard Popp die Probstwürde, und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_137.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)