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Im Herrenberger Stadtwald, etwa 11/2 Stunden westlich von der Stadt, stand oben an dem Abhange gegen das Lindach-Thälchen ein Waldbruderhaus, von dem noch Überreste eines gewölbten Kellers sichtbar sind; ein von Hildrizhausen dahin führender Weg wird der Mönchweg genannt.

Nördlich von der Stadt kommen die Benennungen Schanze und Schanzenwiesen vor.

Geschichtliches. Auf die ursprüngliche Bedeutung des Namens Herrenberg, eines um einen Herrensitz entstandenen Ortes, weisen hiesige Ortsbezeichnungen, wie „wyngarten am graben vnder myns Herren berg gelegen“ (1470, Schmid 147. Eine andere Burg Herrenberg erbaute der Montfortische Nebenzweig des pfalzgräflich-tübingischen Hauses bei Sewelen im Werdenbergischen im linken Rheinthale). Die erstmalige Nennung des ohne Zweifel weit ältern Orts fällt ins Jahr 1228; am 28. März d. J. urkundete Pfalzgraf Rudolf von Tübingen († um 1247) hier auf seiner Burg (castrum nostrum H.) für das Kloster Salmansweiler, wie er denn auch später hier noch mehrere Urkunden ausstellte. Unter dieser Burg, zu ihrem Schutz und von ihr geschützt, bildete sich eine Gemeinde, welche noch Reste der Einwohnerschaft Mühlhausens und Reistingens in sich aufgenommen haben mag. Als Stadt erscheint Herrenberg erstmals den 8. Dez. 1278 (wenigstens hatte damals universitas in Herrenberc ihr Sigel, welches sie an eine Urkunde des Klosters Reuthin hing) und dürfte dies auf Veranstaltung der Tübinger Pfalzgrafen ein Paar Jahrzehnte zuvor geworden sein und hiemit Umfangsmauern erhalten haben. Von Herrenberg seiner Stadt (civitas nostra H.) bezog im Jahr 1301 Pfalzgraf Rudolf von Tübingen 65 Pfd. Heller Jahressteuer (Besold Doc. red. 394).

Hiesige Schultheißen, betraut mit der bürgerlichen Rechtspflege, kommen vor seit dem Jahr 1266; ein solcher, Dietrich Roth (Sindelfinger Urk. bei Haug zu Chron. Sindelf. 36), ist Zeuge Pfalzgraf Rudolfs von Tübingen vom 4. April d. J. (Schmid Urk. 32). Am 1. Jan. 1291 war bereits Konrad sein Amtsnachfolger (Schmid 265).

Der Wechsel der Herren, unter welchen Herrenberg stund, ist im allgemeinen Theil erwähnt, sofern dieser Hauptort mit dem größeren Theile des Bezirkes das gleiche Schicksal hatte. Die für das Pfalzgrafenhaus so verderblichen Theilungen gingen am Ende so weit, daß am 6. Febr. 1347 die Stadt Herrenberg selbst Gegenstand einer brüderlichen Theilung der Pfalzgrafen Rudolf und Konrad wurde, in welcher auch die hiesigen Verhältnisse genauer hervortreten.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_130.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)