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für arme Bürger Kostgelder und andere Unterstützungen gereicht werden.

Außer den im allgemeinen Theil aufgeführten, besonders verwalteten (Stipendien-) Stiftungen ist hier noch folgender dem Hospital einverleibten Stiftung zugleich als Gedächtniß an Heinrich Schickard zu erwähnen:

Johann Gröninger, Bürgermeister in Herrenberg, stiftete 200 fl. für Arme; Bürgermeister und Gericht bekennen den 15. Juni 1612 diese Summe von seiner Wittwe Anna und seiner Tochter Barbara, Gattin des Baumeisters Heinrich Schickard, mit noch weiteren 100 fl. zu Handen des Spitals erhalten zu haben, und versprechen, daß künftig der Spitalmeister alljährlich die 15 fl. Zinse einziehen und an Pfingsten den Ausspendern dieses Almosens übergeben soll, um es auszutheilen unter Knaben armer Bürger, welche die Schule besuchen oder ein Handwerk lernen wollen, oder auch sonst unter dürftige Leute, wobei die Nachkommen und Verwandten des Stifters vorzugsweise zu berücksichtigen seien. Hiezu stiftete dann Heinrich Schickard den 9. Februar 1628 noch 400 fl., seine Tochter Barbara den 28. Nov. 1635 aber 200 fl., welche Summe empfangen zu haben Bürgermeister und Gericht am 2. Febr. 1652 bekennen und zu den oben genannten Zwecken zu verwenden versprechen. Weil aber ein Capital von 600 fl. auf halbe Zinse herabgesetzt ward, verlangte die Stadt von den Schickard’schen Erben noch weitere 300 fl., begnügte sich aber in Vergleich vom 11. Aug. 1688 mit 200 fl. (Moser, Samml. württemb. Stipendien 1, 99).

Das Wappen der Stadt ist eine goldene Kirchenfahne im rothen Felde (während die Stadt Tübingen und die Familie der Pfalzgrafen von Tübingen vor der Theilung überhaupt umgekehrt eine rothe Kirchenfahne in goldenem Felde führen).

Kirchliche Anstalten. An der Kirche sind angestellt: ein Stadtpfarrer, zugleich Dekan der Diöcese Herrenberg, und ein Diacon, welcher zugleich Pfarrer von Haslach ist. Das Nominationsrecht für beide Stellen hat der Staat. Der erste evangelische Pfarrer war Caspar Gräter von 1534–1537.

Was die schon im allgemeinen Theil erwähnten Schul- und Lehr-Anstalten betrifft, so sind: 1) an der lateinischen Lehranstalt ein Präceptor und ein Collaborator angestellt[1]; 2) an der


  1. Der erste Präceptor nach der Reformation war Peter Krämer … der zweite Joh. Lehr (Löhm) von 1558–1566; der erste Collaborator Georg Singer von 1559–1560 (s. Binder, Kirchen- und Lehrämter Wirtembergs I. Th. II. Absch. S. 485). Schon 1382 kommt ein Schulmeister von Herrenberg vor (Steinh. II., 429), 1455–1461 war Schulmeister und
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)