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In dem gleichen Zeitraum starben jährlich im Durchschnitt 70,3 Angehörige (37,3 männliche, 33,0 weibliche). Es treffen hienach auf 1000 Einwohner jährlich 32,2 Todesfälle (1 auf 32,2) und zwar auf 1000 männliche Einwohner 33,9, auf 1000 weibliche Einwohner 28,3 Gestorbene.

Auf 1000 Sterbfälle kommen 1123,7 Geburten, und der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung berechnet sich für den erwähnten Zeitraum auf 87 (58 männliche und 29 weibliche), die effective Zunahme aber auf 85 (65 männliche und 20 weibliche).

Das hohe Alter, welches die Einwohner zuweilen erreichen, geht daraus hervor, daß im Jahr 1762 5 Ehepaare in der Stadt waren, die über 50 Jahre in einer Ehe lebten.

Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich gesund, übrigens nicht sehr ansehnlich gebaut, auch kommt Cretinismus und Kropf ziemlich häufig vor, was als Folge des gipsführenden Wassers zu betrachten sein dürfte. In moralischer Beziehung zeichnen sie sich aus durch Verständigkeit, Fleiß, Sparsamkeit und Sinn für Religion, der sich häufig bis zum Pietismus steigert. Ihre Vermögensumstände gehören gerade nicht zu den besten, es gibt nur wenig Reiche[1], aber ziemlich viele Unbemittelte; übrigens ist der Mittelstand immer noch der vorherrschende. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht; neben dem Feldbau treiben die meisten Bürger noch irgend ein Gewerbe, theils für die örtlichen Bedürfnisse, theils für den Bedarf der Einwohner der umliegenden Orte.

Ausgezeichnete Herrenberger sind:

Burkhard Krebs, Chorherr zu Sindelfingen, seit 1438 Domdechant zu Passau, als welcher er am 10. Juli 1458 ein Capital von 1000 fl. stiftete, wovon jährlich 30 fl. an den Spital zu Herrenberg und 20 fl. an arme Mädchen ausgetheilt werden sollten (St.-A.). Auf Verlangen Kaiser Friedrichs III, schrieb er eine Kaiserchronik; am bekanntesten ward er dadurch, daß er in Wien im Jahr 1456 die Lilienburse an der Stelle, wo das Collegium Pazmanianum erbaut wurde (Kink, Geschichte der Univ. Wien 1, 144), und andere Stipendien für Schwaben stiftete. Er starb im Jahr 1462 (Vergl. Crus. Annal. Suev. 3, 381, Hansiz Germ. Sacr. 1, corollar. Nr. 8, Öfele Rer. Boic. 1, 713).

Heinrich Schickard, geb. den 5. Febr. 1558, einer der berühmtesten Baumeister seiner Zeit, für seinen Beruf namentlich auch in Italien ausgebildet, seit 1593 in Stuttgart angestellt.


  1. Der größte Güterbesitzer zählt nur 60 Morgen Feld.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)