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1/4 Stunde nordöstlich der Stadt entspringende, nahe an der Nordseite des Orts vorbeifließende Aischbach vereinigt. Die Leibmanns- oder Leiblingsgrube oberhalb des Ammerursprungs liefert periodisch mehr Wasser als die Ammerquelle selbst; zuweilen vertrocknet sie jedoch ganz.

In dem Spitalwald kommen in dem oberen Muschelkalk mehrere Erdfälle vor, von denen einer zu einer Höhle führen soll; auch in der Nähe der Stadt entstehen zuweilen in dem unteren Mergel Einsenkungen, welche vermuthlich in Folge des allmäligen Auflösens des Gipses durch unterirdische Gewässer erfolgen[1].

In dem der Gemeinde gehörigen Walde Stellhau wird eine harte, feuergebende Abänderung des grobkörnigen Keuper-Sandsteins gebrochen und zu Pflastersteinen verwendet; Werk- und Bausteine liefern 4 in dem feinkörnigen Keuperwerkstein (Schilfsandstein) angelegte Steinbrüche, welche Privaten gehören, dagegen besitzt die Gemeinde einen Muschelkalksteinbruch auf Haslacher Markung, aus dem Straßenmaterial gewonnen wird; eine Sandgrube befindet sich auf der Gültsteiner Ebene, auch sind 2 Lehmgruben vorhanden, von denen eine der Gemeinde, die andere dem Ziegler eigen ist. Töpfererde wird in den in dem Schönbuch gelegenen Gemeinde-Waldungen an vielen Stellen gewonnen, und früher wurde auch an dem Schloßberg wie überhaupt an der Schonbuchsterrasse Gips gebrochen, der in der Nähe der Stadt sehr entwickelt ist, so daß der ältere, innerhalb der Mauern liegende Stadttheil, beinahe ganz auf Gips ruht und die meisten der Keller in demselben sich befinden.

Die Bevölkerung der Stadtgemeinde betrug im Jahr 1853 (3. Dezember) 1197 männliche, 1177 weibliche, zusammen also 2374 Ortsangehörige, wovon 57 im Auslande wohnten. Die


  1. Rösler sagt in seinen Beiträgen zur Naturgeschichte des Herzogthums Württemberg 1790. II. Theil. Seite 17. Im Jahr 1733 entstund in Herrenberg auf dem Markt eine Kluft, sehr tief und etliche Fuß im Durchschnitt. Zu eben der Zeit erweiterte sich auch der schon vorhandene Thurmriß und der Pulverthurm auf dem Schloß, sammt der Wohnung des Hochwächters saß von dortan wenigsten 11/2 Fuß weiter hinaus. Die große Gipsfelsklüften in den Kellern sprungen ebenfalls weiter auseinander, und noch gegenwärtig siehet man den Giebel mancher Häuser bergabwärts außer seiner natürlichen Lage. Im Jahr 1773 am 30. April, bei heiterer und warmer Witterung und Ostwind entstund Nachmittags 2 Uhr ein großes Getöse innerhalb der Erde, „unter dem alten Rain“, daß die Arbeiter auf dem Felde voll Schrecken zusammenliefen. Es waren viele und glaubwürdige Personen Zeugen diesem Zufalls. Sie verglichen das Getöse einem Donner, und es dauerte etwa 4 Minuten. An eben dem Tage, Morgens um 9 Uhr war nach den Zeitungen zu Komorn in Ungarn ein heftiges Erdbeben.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)