Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

2) Das in der Vorstadt an der Südwestseite der Stadt gelegene im Jahr 1830/31 in einem gefälligem Styl neuerbaute Oberamtsgerichtsgebäude. Die oberamtsgerichtlichen Gefängnisse befinden sich in einem abgesonderten Gebäude auf dem ehemaligen Stadtgraben hinter dem Oberamtsgericht.

Im Eigenthum der K. Hofdomänenkammer stehen folgende Gebäude:

1) Das Hofkameralamt, ein gut eingerichtetes, gelb getünchtes Gebäude, in der Brunnenstraße zunächst des ehemaligen Brunnenthors; dasselbe war früher die Wohnung des geistlichen Verwalters und wurde im Jahr 1819 zu seinem gegenwärtigen Zwecke eingerichtet.

2) Das Dekanathaus, ehemalige Probstei zu unser Frauen, später von dem Obervogt bewohnt – und erst im Jahr 1749 dem jeweiligen Dekan und Stadtpfarrer zur Wohnung eingeräumt. Das ansehnliche dreistockige Gebäude liegt frei, mit äußerst freundlicher Aussicht, hoch am Schloßberg, die ganze Stadt, zu deren malerischer Ansicht es viel beiträgt, weit überragend. An dasselbe lehnt sich ein terrassenförmig angelegter Garten[1]. Auch die Baustelle der ehemaligen Pfisterei ist nun als Garten angelegt, unter dem sich gegenwärtig noch die Gewölbe von dem früheren Gebäude befinden. Haus, Garten und Hofraum sind mit einer Mauer umgeben und bilden einen wohl geschlossenen, äußerst angenehmen Pfarrsitz.

3) Das Diaconathaus, welches dem Oberamteigebäude gegenüber steht und im Jahr 1625 von Heinrich Schickard erneuert wurde.

4) Der neben dem Diaconathaus stehende hofkammerliche Kasten, früher Kellereikasten.

Eine ebenfalls hofkammerliche, am sogenannten Gerberthor gelegene Zehentscheuer wurde im Jahr 1850 und die Hauptzehentscheuer in der Vorstadt im Jahr 1852 an Privaten verkauft.

Von abgegangenen Gebäuden, oder von solchen, die früher eine andere Bestimmung hatten, ist vor allen das schon erwähnte


    Gelassen hat die Gemeinde das Recht, ihre Feuerspritzen aufzubewahren und überdies noch im obern Stockwerk ein Zimmer für Krätzkranke etc. anzusprechen. Früher stand auf der Stelle des gegenwärtigen Gebäudes der Marstall, mit Heuhaus und Keller.

  1. Im Probsteigarten wurden schon im Jahr 1605 Maulbeerbäume gepflanzt und das Laub nach Stuttgart geschickt (Württ. Jahrb. 1831, II., 125).
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)