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bemalt[1], erhielten aber schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts theilweise und aus Veranlassung des Reformationsfestes im Jahr 1817 durchgängig eine weiße Tünchung. An einem der Pfeiler ist die aus Lettenkohlensandstein vortrefflich gearbeitete, im spät-germanischen Styl gehaltene Kanzel angebracht; ein sternförmig über das Eck mehrfach gesetzter Fuß trägt einen schön gegliederten Pfeiler mit reich verziertem Knaufe, auf dem sich die, mit den vier Kirchenvätern und der Mutter Gottes gezierte Brüstung erhebt.[2] In dem gleichen Geschmack, wie die Kanzel, ist auch der achtseitige, reich ornamentirte Taufstein gehalten, welcher die Jahrszahl 1472 trägt. In der Verlängerung des nördlichen Seitenschiffs befindet sich neben dem Chor die sogenannte Gruft (Begräbniskapelle), die aus zwei Stockwerken besteht, von denen das untere zwei spitzbogige Kreuzgewölbe enthält, deren Gurten von Consolen mit Menschenlarven ausgehen; sie diente als Begräbnißstätte der zu Sindlingen angesessenen Freiherren v. Bernardin, von denen sie noch drei Grabdenkmale (von 1646, 1680, 1718) enthält. Von der ursprünglichen Bemalung der Kapelle hat sich nur die der Decke noch erhalten. Das zweite Stockwerk enthält zwei gedrückte Kreuzgewölbe und wird gegenwärtig als Archiv der Stiftungspflege benützt. An der südlichen Seite des Chors befindet sich die


    2–6) schön durchbrochene Rosetten, 7) das württemb. Wappen mit der Umschrift Attempto, 8) eine Rosette, 9) Agnus Dei, 10) ein Wappen mit 3 gelben Schildchen im blauen Felde, 11) Christus mit dem Kreuz, 12) eine Rosette, 13) ein Engel, 14) ist eine Öffnung angebracht, 15) ein Engel, 16) eine Rosette; in dem südlichen Seitenschiff: 1) Johannes, 2) Mathäus, 3) Marcus, 4) Lucas, 5–7) Rosetten, 8) ein Wappen mit weißem Schild und rothen Balken, 9) ein solches mit blauem Schild im weißen Feld, 10) der heil. Clemens, 11) eine Rosette, 12) der heil. Laurentius, 13) ein männliches Brustbild mit einem Kelch in der Rechten, 14) eine Rosette, 15) ein Meerfräulein, 16) eine Rosette, 17) ein Bischof und 18) eine Rosette; in dem nördlichen Seitenschiff: 1) im blauen Feld eine rothe Rose, 2) Ecce homo, 3) das Wappen der Stadt Herrenberg, 4) das württemb. Wappen, 5) Christus mit Fahne und Kreuz, 6) ein Rost (Attribut des heil. Laurentius), 7) ein Wappen, 8) eine Rosette, 9) ein Rebstock im weißen Feld, 10) ein Brustbild, 11) ein männliches Brustbild ein Kreuz haltend, 12) der heil. Michael, 13–16) Rosetten, 17) Christus mit dem Lamm und der Weltkugel und 18) eine Rosette (Heß, Chronik von Herrenberg. Th. II. S. 1570).

  1. Im Jahr 1587 wurde die Kirche von Maler Tobias von Stuttgart ausgemalt, wofür er ohne die Farben 115 fl. erhielt; im Jahr 1748 hat man die ganze Kirche durch Casimir Dottern, Ipser von Tübingen, ausweißnen, die Fenster einfassen und die Malerei zwischen den Gewölbschnecken renoviren lassen (Heß, Chronik von Herrenberg).
  2. Anno 1503–1504 ist der Predigtstuhl von Steinmetzen Hanselmann ausgeführt worden (Heß, Chronik von Herrenberg).
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)