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darbietet[1], andererseits die Bevölkerung des Bezirks im Allgemeinen bei dem ergiebigen Betrieb der Landwirthschaft, nur wenig Empfänglichkeit und Lust für industrielle Beschäftigung zeigt.

Das literarische Gewerbe ist durch eine Buchdruckerei in Herrenberg vertreten.

b. Nebengewerbe.

Von den Nebengewerben sind zu nennen die Gewinnung des Gipses, der Werk- und Bausteine, des Straßenmaterials, des Stuben- und Silbersands, der Töpfererde u. s. w. In Orten, welche den Waldungen nicht zu entfernt liegen, suchen sich viele Einwohner durch Arbeiten in den Waldungen, Besenbinden, Beere- und Kräutersammeln einigen Verdienst zu sichern. Die Handspinnerei wird nur für den eigenen Bedarf betrieben. In neuester Zeit ist durch den dermaligen Oberamtmann Kausler die Wollstrickerei ins Leben gerufen worden, welche besonders den in und am Schönbuch gelegenen Orten (Hildrizhausen, Breitenholz, Entringen, Kayh, Mönchberg, Pfäffingen, Poltringen, Rohrau, Unter-Jesingen) bereits einen nicht unerheblichen Arbeitsverdienst gewährt. Weniger günstige Erfolge zeigt bis jetzt die Einführung der Weißstickerei; indessen lassen die Fortschritte, welche dieser Industriezweig in der Stadt Herrenberg gemacht hat, bei fortgesetzter Thätigkeit hoffen, daß dieses Beispiel auch bei den Landgemeinden seine Wirkung nicht verfehlen werde.

c. Handel.

Der Handel des Bezirks beschränkt sich hauptsächlich auf die Erzeugnisse der Landwirthschaft und befindet sich in den Händen des Landmanns und einzelner Vermittler[2]; in namhafter Ausdehnung wird Getreide und Obst (frisches und gedörrtes), in die benachbarten Oberämtern Calw, Nagold und Tübingen ausgeführt, auch geht von manchen Orten ein lebhafter Handel mit Mast- und anderem Vieh theils in die Umgegend, theils in das Großherzogthum Baden. Einzelne Orte treiben Handel mit Pferden, die sie nicht selten an das Militär, zuweilen auch in die Schweiz absetzen. Wolle wird theilweise nach Nagold, Ebhausen, Rohrdorf, Kirchheim, Tübingen und Reutlingen verkauft. Mehrere Orte treiben einen


  1. Nur bei Reusten ist die Wasserkraft der Eingangs bemerkten Wollespinnerei mit 360 Spindeln und 14 Arbeitern dienstbar gemacht worden; ein Unternehmen, das übrigens im Jahr 1854 wieder abging.
  2. Gegenwärtig zählt der Bezirk 1628 Landwirthe, welche neben dem eigenen Bedarf noch Feldfrüchte nach Außen verkaufen können.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 065. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_065.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)