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Bastarde gehalten. Übrigens haben sämmtliche Orte des Bezirks Schäfereien, welche theils von Ortsbürgern, theils von fremden Schäfern beschlagen werden, indem die Weide auf öden Flächen, wie die Brach und Stoppelweide, entweder verpachtet oder den Bürgern je nach dem Verhältniß der Steuer eine Anzahl Schafe gegen einen gewissen Weidzins zu halten gestattet wird. Schafweidegeld und Pfercherlös gewähren den Gemeinden eine jährliche namhafte Rente, welche in Verbindung mit der Nothwendigkeit des Pferchdüngers den Schäfereien ihre Fortdauer fristet, obgleich der einzelne Güterbesitzer, wegen der schädlichen Übergriffe der Schäfer, die Verminderung derselben wünscht. Der Abstoß der Schafe geschieht theils an Metzger der benachbarten Städte, theils an Händler, welche sie in das Ausland wieder absetzen. Die Wolle wird theils in den Orten selbst verbraucht, theils an Tuchmacher in der Umgegend, oder auf dem Kirchheimer Markt abgesetzt. Die Schafwaschen werden meist in der Ammer vorgenommen.

Die Zucht der Schweine ist im Allgemeinen nicht bedeutend und hat in Folge des Mißrathens der Kartoffeln in den meisten Orten abgenommen; die Zahl der am 1. Januar 1853 vorhandenen Schweine betrug 2710 Stücke, unter denen sich 6 Eber und 109 Mutterschweine befanden, so daß auf eine Quadratmeile 626,8 und auf 100 Einwohner 11,86 Schweine kommen. Auf Anregen und Mitwirkung des landwirthschaftlichen Vereins gewinnt die Düsselthaler Race in ihrer Kreuzung mit Landschweinen immer mehr an Ausdehnung. Die meisten Ferkel werden von Außen aufgekauft und entweder als Läufer oder gemästet wieder verkauft, zum größten Theil aber im Haus verbraucht. Die bedeutendste Schweinezucht haben Gärtringen, Kuppingen, Nufringen, Ober-Jesingen.

Die Ziegenzucht ist gering und wird nur von Unbemittelten der Milch wegen getrieben. Im ganzen Bezirk wurden am 1. Januar 1853 175 Stücke gezählt, so daß auf 1 Quadratmeile nur 41,4 Stücke kommen.

Geflügel. Hühner, Enten und Gänse werden häufig, übrigens meist nur für den eigenen Bedarf gezogen; mehrere Orte treiben Handel mit Eiern und einzelne, wie Altingen, Entringen, Kuppingen, Mötzingen, Öschelbronn, Reusten und Rohrau, setzen Geflügel in die benachbarten Orte, namentlich nach Tübingen ab.

Die Bienenzucht ist nicht bedeutend und hat in Folge der letzten ungünstigen Jahre in den meisten Orten abgenommen; nur die Orte Mötzingen, Öschelbronn und Thailfingen, so wie die Pächter der Hofdomänen Nieder-Reuthin und Sindlingen betreiben

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)