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Anforderungen ungeachtet, sind dieselben doch im Allgemeinen in einem guten Zustande, indem nicht nur von Seiten der Staatsverwaltung, sondern auch von den Gemeinden auf rationelle Bewirthschaftung sehr gesehen wird. Viele durch systemlosen Betrieb, starke Wildfuhr, Streunutzung etc. heruntergekommene Walddistrikte wurden in den letzten 30–40 Jahren in Kultur gebracht und entweder mit Forchen angesäet, oder mit geeigneten Holzpflanzen, wie Rothtannen, Eichen, Buchen, Eschen, und Ahornen ausgepflanzt.

Die Umtriebszeit ist bei den reinen Buchen-Hochwaldungen von 80–100, bei den Nadelwaldungen von 60–80, und bei den Mittelwaldungen auf 20–40 Jahre festgesetzt; eigentliche Niederwaldungen sind selten. Die Eiche braucht auf tiefgründigem Boden 150–200 Jahre, um zur Wellbaum- oder Holländerholz-Stärke heranzuwachsen.

Die natürliche Verjüngung geschieht bei den Hochwaldungen mittelst Führung regelmäßiger Samen-, Licht- und Abtriebs-Schläge, während in den Mittelwaldungen das erforderliche Oberholz übergehalten wird, das man jedoch nach erfolgter Bodenbestockung zum Theil nachhauen läßt. Die Durchforstungen der Hochwaldungen werden regelmäßig – und gewöhnlich so bald vorgenommen, als der Erlös von dem gewonnenen Holz die Ausführungskosten deckt, was auch bei den, übrigens nur selten vorkommenden Durchforstungen der Mittelwaldungen zu Emporbringung edlerer Holzarten so gehalten wird. Im Allgemeinen wird eifrig darauf hingearbeitet, in den Staatswaldungen die Mittelwaldbestände allmälig in Hochwaldungen umzuwandeln, wie dieß in dem Revier Hildrizhausen bereits durchgeführt worden ist. Der jährliche Durchschnittszuwachs beträgt per Morgen bei den Nadelwaldungen 2/3 Klafter, bei Laubholz-Hochwaldungen 2/5 und bei den Mittelwaldungen 1/5 Klafter. Von der jährlichen Haupt- (Holz-) Nutzung sind für Bauholz etwa 5, für Markholz 1, für Brennholz 94 Prozent anzunehmen.

Die Fortschaffung des Holzes, welche zuweilen auf den Erdwegen im Frühjahr sehr erschwert wird, geschieht je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse oder mittelst des Schlittens, da weder Rutschen, Schwellen, noch Floßbäche vorhanden sind.

Von den Nebennutzungen sind zu nennen:

1) Die Eichenrinde, welche größtentheils von älteren, zuweilen auch die sogenannte Glanzrinde von jüngeren Eichen gewonnen wird; auch die Rinde der Salweiden benützt man und setzt sie, wie die Eichenrinde, an Gerber ab. 2) Die Waldstreu,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_054.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)