Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bei Unterjesingen findet sich ein interessantes Konglomerat von buntscheckigen Mergelbrocken, durch ein dolomitisches Bindemittel verbunden, an der oberen Grenze der Lettenkohlengruppe, welches deutlich die unmittelbare Niederschlagung des Keupers auf die Lettenkohlenbänke beweist. Die Lettenkohlengruppe erscheint den Dolomiten des Muschelkalks aufgelagert, hauptsächlich bei Gärtringen, zunächst bei Kuppingen, zwischen Herrenberg und Haslach, westlich von Gültstein, bei Thailfingen, bei Bondorf, Poltringen u. s. w. Ihre Verbreitung in dem Bezirk ist übrigens weit beträchtlicher, dagegen ihr Vorkommen häufig durch eine zum Theil ziemlich mächtige Bedeckung von Diluviallehm dem Auge entzogen. An Stellen, wo die Lettenkohlengruppe vollkommen ausgebildet vorkommt, erscheint zunächst unter der Ackerkrume eine 4′ und darüber mächtige Dolomitschichte, die dem Muschelkalkdolomit so ähnlich ist, daß sie ohne Aufschluß der Unterlage von diesem nicht wohl unterschieden werden kann. Da aber nicht selten, namentlich auf dem flachen Lande, nur die zu oberst anstehende Schichte sich wahrnehmen läßt, so können sich hier, auch bei gewissenhaftesten Beobachtungen, Irrthümer einschleichen, indem man die obere Dolomitschichte der Lettenkohlengruppe mit dem Muschelkalkdolomit verwechselt. Im Lettenkohlensandstein kommen Equiseten und Lingula tenuissima vor; bei Kuppingen wurden schon im Jahr 1597 Versuche gemacht, die Lettenkohlen abzubauen. Ein Lettenkohlensandsteinbruch am Netzbrunnen westlich von Gültstein zeigt von oben nach unten folgende Schichtenreihe: 1. Dammerde 2′ mächtig, 2. Dolomit 4′ m., 3. dolomitischer Kalk 5′ m., 4. Kohlenflöz 2″ m., 5. schiefriger Mergel 2′ m., 6. dolomitischer Kalk 1′ 5″ m., 7. Mergel 1′ m., 8. blauer Kalkstein 1′ 5″ m., 9. Mergel in Sandsteinplättchen übergehend 1′ 5″ m., 10. Lettenkohlensandstein 10′ m., und 11. Sandsteinplatten 10′ m.

3) Östlich von der bedeutend gegen Osten geneigten, mit der Lettenkohlengruppe und Diluviallehm bedeckten Muschelkalkfläche, erhebt sich der eigentliche Keuper, seine Vorhügel und Ausläufer öfters bis an die linken Ufer der Ammer vorschiebend. Er beginnt mit blauen und röthlichen Mergeln, in welchen der Gyps[1] in sehr beträchtlicher Ausdehnung eingelagert ist; derselbe wird häufig


  1. Ein Gypsbruch bei Rohrau zeigt folgende Schichtung. 1. Humus 2′ 5″ mächtig, 2. rother Mergel mit stockförmig eingelagertem Gyps 12′ m., 3. Gyps 1′ 5″ m., 4. rother Mergel 2′ m., 5. Gyps 5″ m., 6. rother Mergel 3′ m., 7. grauer Gyps 2′ 5″ m., 8. rother Mergel 5″ m., 9. grauer Gyps 2′ 5″ m., 10. weißer vorzüglicher Gyps 2′ m., 11. weißer sehr harter Gyps 2′ 5″ m., und endlich 12. rother Mergel.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_021.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)