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den Bezirksorten haben Hildrizhausen und Bondorf das beste Trinkwasser in hinreichender Fülle.

Periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, deren Auftreten gewöhnlich in Folge anhaltend nasser Witterung unfruchtbare Jahrgänge andeuten soll, kommen auf den Markungen Herrenberg, Affstätt, Altingen, Bondorf, Breitenholz, Entringen, Gültstein, Hildrizhausen, Mötzingen, Nufringen, Pfäffingen, Poltringen, Thailfingen und Unter-Jesingen vor.

Eigentliche Mineralquellen sind nicht vorhanden, jedoch kommen gypsführende Brunnen vor, zu Herrenberg, Entringen, Kayh, Mönchberg, Pfäffingen, Rohrau und Unter-Jesingen[1]. Die Gemeinde Breitenholz hat diesem Übel abgeholfen, indem sie eine Quelle oberhalb der Gypsschichte fassen – und in den Ort leiten ließ; Entringen hatte ebenfalls eine über dem Gyps gefaßte Quelle in den Ort geleitet, übrigens die Leitung derselben nicht unterhalten, und entbehrt daher seit längerer Zeit ganz reines Trinkwasser. Das Sulzbrünnle auf der Au unfern Rohrau wurde in den 1770r Jahren von dem damaligen Apotheker zu Herrenberg, Christian Friedrich Gaum dem Jüngern, untersucht, und hat folgende Analyse gegeben: Der Schwefel ist so flüchtig und in so wenig beträchtlicher Menge, daß er sich nicht bestimmen läßt. 384 Theile Wasser hingegen enthalten 3/5 von einem Theil gypsartiger Erde, 2/5 eines Theils von gemeinem Kochsalz, das nach seiner Scheidung gerne wenig alcalisch wird (Rösler Manusc.). Das Wasser des durch Entringen fließenden Käsbachs wurde früher häufig zum Waschen gegen die Krätze mit Nutzen gebraucht. In den Auwiesen bei Rohrau und dem Herrenberger Gemeindewald „Abtswald“ befinden sich Quellen, welche stark incrustiren und Kalktuff absetzen. Wenn der zwischen Nebringen und Hailfingen gelegene Maisenbrunnen stark quillt, so soll er eine Menge microscopischer Schnecken auswerfen. Die Wasser des Heilbrunnens in Hildrizhausen und des Badbrunnens in Bondorf sollen heilsame Kräfte haben, und werden daher von Kranken häufig getrunken. Ersterem wird es hauptsächlich zugeschrieben, daß der Kropf in Hildrizhausen nicht vorkommt; ja man hat in neuerer Zeit die Beobachtung gemacht, daß durch den Gebrauch des Wassers stark ausgesprochene Anlagen zum Kropf sich bedeutend verminderten. Übrigens hat eine kürzlich mit dem Wasser vorgenommene Untersuchung keinen Jodgehalt erkennen lassen.


  1. Ein gypsführender Brunnen zu Mönchberg soll etwas Salztheile enthalten, und das Wasser der laufenden Brunnen in Pfäffingen macht die in demselben gekochten Speisen bitter.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 010. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_010.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)