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der Rath einen Pfarrer wählte, der dem Commenthur nicht genehm war, hielt dieser die Pfarr-Competenz zurück, die Pfarrei blieb neun Jahre lang unbesetzt, der Streit kam vor den Reichshofrath, und endlich ernannte der Commenthur einen Pfarrer Gmelin.

Nach einer Durchschnittsberechnung vom Jahre 1717 bezog die Heilbronner Commende, welcher der völlige Zehnte vom Wittumhof zustand, und 1/3 des großen und kleinen Zehnten auf der übrigen Markung zu Neckargartach, jährlich 176/8 Malter Korn, 563/8 Malter Dinkel, 191/2 Malter Haber, 12/8 Malter Gerste, 5 fl. für den kleinen Zehnten und 4 Eimer 18 Maas Wein. Davon hatte die Commende dem Pfarrer an Roggen, Dinkel und Haber je 11 Malter abzureichen und den Pfarrhof in baulichem Stande zu erhalten.

Jetzt ist auch in Neckargartach alles abgelöst, und die Gemeinde so wohlhabend, daß einige Jahre lang sogar ein Theil der Staatssteuern aus der Gemeindekasse bezahlt wurde, was aber später untersagt worden ist, weil dadurch für Reiche, welche als solche größere Steuersummen zu bezahlen haben, auch am meisten ausgegeben worden ist.

In den letzten 20 Jahren wurden auch Fabriken auf der Neckargartacher Markung errichtet; nämlich im sogenannten Widmannsthal, einem Thal des Leinbachs, nahe bei Frankenbach eine Papierfabrik, und im Neckarthale an der Heilbronner Markungsgränze die Fabrik Wohlgelegen, in der seit 1850 Soda, Chlorkalk, Sulphat und dergleichen bereitet wird.

An der Gartach liegen zwei Mahlmühlen mit 3 und 4 Gängen, auch eine dritte Mühle mit einer Ölpresse, Hanfreibe u. dgl.

Erst in den 1830er Jahren wurde eine Sägemühle an dem Böllingerbach errichtet, daneben eine Meierei.

Ein See bei Neckargartach wurde 1564 mit Weiden bestockt.

Bis zur Ablösung bezog der Staat bedeutende Gülten aus:

a. den vormals Deutschordenschen Hofgütern, nämlich aus dem Wellers- und Bernhäuslershof, Heilmanns-, Neuzen- oder Wittum-, Kuder-, Böllinger-, Trappenhof; Steißlehen und Kloster Laufener Lehen;
b. vom Stift Wimpfen herrührend aus dem Albrechts-, Haber-, Hagners-, Harsten-, Kuder-, Storrenhof, Steißlehen u. s. w.;
c. vom Liebensteinschen Gülthof;
d. von dem Schmidt- und Wellergülthof, die dem Kloster St. Clara gehörten.

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_323.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)