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beurkundet, daß bei einer Verhandlung im Chor der Kirche zu Wimpfen Eberhard Hirschland, Pleban (Ortspfarrer) der Pfarrkirche zu Bonfeld, das Capitel zu Wimpfen gebeten habe, ihn diese Pfarrei antreten zu lassen; er versichere, daß er mit den Einkünften dieser Pfarrei zufrieden seie und die Collatoren nie belästigen werde.

Die Stiftsherren gaben nur spärliche Gelder zum Bau der Bonfelder Kirche her; so 1493 nur 30 fl. Pleikard von Gemmingen erinnerte sie daher an ihre Schuldigkeit, diese Kirche zu vollenden. Sie erboten sich im Jahre 1494 zu 60 fl.; der Grundherr beschwerte sich bei den Stiftsherren über den Verzug: „Die armen Leute könnten die Kirche doch nicht entbehren, Fronbogen und Chor müßten mit einander geschlossen werden. Das Herumziehen seie schimpflich, er sehe sich genöthigt, ihre Zehnten zur Hand zu nehmen.“ Dieß geschah auch. Die Stiftsherren beschwerten sich darüber, daß die Bonfelder den alten Kirchenthurm abgebrochen und einen neuen gebaut hatten. Sie, die Stiftsherren, seien nur schuldig gewesen, den alten im Stand zu halten.

Der Streit wurde vom Bischof in Worms dahin entschieden, daß das Stift noch 50 fl. im Jahr 1503 zum Kirchenbau bezahlte.

Zu diesen Zeiten waren Collatoren und Zehntherren derselben Confession zugethan, wie die Grundherren und Bürger in Bonfeld. Nun starb aber 1518 Pleikard von Gemmingen und hinterließ die drei Söhne Dietrich, Wolf und Philipp von Gemmingen. Dietrich (gestorben 1526 auf der Burg Guttenberg) war im Jahr 1521 auf dem Reichstage zu Worms Zeuge des muthigen Auftretens des Dr. Martin Luther und seit dieser Zeit ein eifriger Anhänger der lutherischen Lehre, nahm den Reformator Erhard Schnepf aus Heilbronn, nachdem derselbe aus Weinsberg vertrieben worden, und nach und nach 30 evangelische Geistliche in seiner Burg Guttenberg auf und gab ihnen Schutz und Unterhalt. Da Dietrich auch Hauptmann des Ritterkantons Craichgau war, so führte er in diesem ganzen Canton die lutherische Lehre ein.

Auch sein Bruder Wolf hatte solch warme Anhänglichkeit an die neue Lehre, daß er den Muth hatte, dieß vor dem Kaiser Karl V., der im Dezember 1546 an der Spitze eines siegreichen Heeres aus Spanien unter dem Herzoge von Alba in Heilbronn eingezogen war, auszusprechen. Der Kaiser hatte nemlich die der lutherischen Lehre zugethanen Craichgauischen Edelleute nach Heilbronn berufen und verlangte, daß sie derselben entsagten. Da trat Wolf von Gemmingen aus ihrer Mitte hervor und sprach zu dem mächtigsten Fürsten seiner

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_272.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)