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Franken als Kriegscontribution zu zahlen, woran es Heilbronn den 66. Theil mit 41.949 fl. traf. Moreau legte der Stadt noch 400.000 Franken auf, erließ ihr aber auf Verwenden des Majors Bertrand (später als General und treuer Anhänger des Kaisers Napoleon berühmt), der 1799 als Kriegsgefangener in Heilbronn einquartiert gewesen war, diese Contribution, nachdem man ihn belehrt hatte, daß Heilbronn zum schwäbischen Kreise gehöre.

Am 9. Febr. 1801 ward der Lüneviller Frieden geschlossen und am 13. Mai räumten die Franzosen Heilbronn.

9. Sept. 1802 ward die Stadt von Württembergern in Besitz genommen und durch den Reichsdeputations-Hauptschluß vom 25. Febr. 1803 dem Churfürstenthum Württemberg einverleibt. Zugleich mit der Stadt wurde auch deren Gebiet einverleibt, und zwar die sogenannten vier Herrendörfer, weil die drei Bürgermeister und der Stadtschultheiß im Namen der Stadt mit diesen Dörfern als Reichslehen belehnt worden sind, nämlich Neckargartach 1341, Bökingen 1342, Flein 1385 und Frankenbach 1438 erkauft, der Böllingerhof (dem Spital gehörig), der Lautenbacherhof bei Ödheim.

Die Reichsstadt, welche stets recht gut verwaltet worden war, wurde nun der Sitz eines Landvogts und eines Oberamts, die Conscription wurde eingeführt, und Abgaben mancherlei Art, von denen der Reichsstädter ehedem ganz verschont gewesen war. War es doch im Jahr 1790 soweit gekommen, daß keine Steuer mehr nöthig war und Bürgern, welche steinerne Häuser erbauen wollten, die Steine und Sand auf Kosten der Stadtkasse an den Bauplatz geführt wurden.

Zugleich mit der Mediatisirung Heilbronns fiel der Schönthalerhof Württemberg, der Kaisersheimerhof Bayern zu. Die Klöster, welche auch der Stadt Heilbronn für ihre Kirchen und Schulen erwünscht gewesen wären, wurden nun von Württemberg eingezogen, 1804 das der Carmeliter, 1811 das Nonnenkloster.

Aber auch das Waisenhaus wurde zum Palais gemacht, 300 Morgen Wald, welchen die Bürger 1433 dem Grafen von Löwenstein abgekauft hatten, württembergische Staatsdomaine u. s. w.

Für Handel und Wandel aber wurde von nun an mehr gesorgt, freilich auf Kosten mancher ehrwürdiger Gebäude. Heilbronn war bis zu seiner Mediatisirung eine der großartigen Wasserburgen Deutschlands gewesen und galt lange als eine Reichsfestung. Nun wurde sie nach und nach modernisirt. Die vier Thorthürme mit großen Vorwerken, zwei andere Thürme mit den starken Stadtmauern,

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_235.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)