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Abschied verlangten und erhielten. Turenne machte Heilbronn zu seinem Hauptquartier und verstärkte das große Bollwerk (Citadelle), das die Schweden 1632 angelegt hatten, durch weitere Verschanzungen. Sein und seines Königs Louis XIV. Wappen ließ er daran in Stein aushauen.

Unsäglich viel hatte Heilbronn durch Feinde und Freunde zu leiden, sogar noch als der westphälische Friede am 14./24. Okt. 1648 bereits geschlossen war.

Die Franzosen wollten nämlich die Stadt nicht mehr herausgeben, und der Kaiser darüber grollend, daß sie 1612–1621 der Sitz der evangelischen Union und nachher von den Schweden längere Zeit besetzt gewesen war, beeilte sich gar nicht, der in Ungnade gefallenen Reichsstadt zu helfen.

Am 9. Nov. 1648 kam Turenne aus Bayern, wohin er mit dem größten Theile seiner Armee sich kurze Zeit begeben hatte, nach Heilbronn zurück, raubte aus dem deutschen Ordenshause 2000 Rthlr. und 70 Fuder Wein, den er nach Philippsburg führen ließ, und zog nach Frankreich, nachdem er noch eine Besatzung in Heilbronn zurückgelassen hatte, das erst am 21. April 1652 von fremden Truppen ganz befreit worden ist, als zuletzt noch 460 Pfälzer abzogen. Erst am 6. und 7. Mai 1652 konnten auch die Heilbronner das Friedensfest feiern.

Während dieses langen Krieges hatte Heilbronn an Einwohnern und Wohlstand große Verluste. Obgleich 100 Gebäude durch Brand und der Vertheidigung wegen der Erde gleich gemacht waren, standen von den übrig gebliebenen viele leer.

Doch der Fleiß der Heilbronner und die Fruchtbarkeit des Bodens brachte in 22 Friedensjahren wieder vieles ein.

Am 7./17. Sept. 1667 kam in Heilbronn ein Staatsvertrag der Pfalz mit den Nachbarn über das Wildfangrecht hinsichtlich der Leibeigenen zu Stande, das sogenannte Laudum Heilbronnense.

16. Juni 1674 wurde die deutsche Armee bei Sinsheim von Turenne geschlagen und mußte sich bei Heilbronn und Wimpfen über den Neckar zurückziehen; Heilbronn erhielt 400 Kreissoldaten als Besatzung. Am 23. Sept. 1674 kamen Kurfürst Friedr. Wilhelm von Brandenburg, mit dem von der Pfalz, den Herzogen von Württemberg und Holstein und dem Landgrafen von Hessen-Homburg in Heilbronn zusammen und am 25. und 26. Sept. zogen die Brandenburger mit 70 Geschützen von Heilbronn an den Rhein,

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)