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drei Bürgermeister (von denen jeder vier Monate das Amt führte), weitere zwei Rathsherren wurden denselben zugeordnet, und diese fünf Geheimen besorgten alle eilende geheime Sachen. Auch wählte der kleine Rath den Stadtschultheißen und 12 Richter (Stadtgericht), 13 Mitglieder des großen Raths und die Diener der Stadt (Jäger 2, 169–173).

1570 besuchte der Kaiser mit drei Söhnen die Stadt. 1575 wurde die Stadtbibliothek (jetzt Gymnasiumsbibliothek) angelegt; 1620 das Gymnasium mit 6 Classen errichtet.

Auch in Heilbronn kamen Hexenprozesse vor, bei denen die Folter die Angeschuldigten zu den seltsamsten Angaben nöthigte. In den Jahren 1586, 1588 und 1599 wurden mehrere dieser unglücklichen Weiber verbrannt, ebenso am 9. Juni 1610, 9. Juni 1611 und 13. Juni 1611 je noch eine.

Die evangelischen Fürsten, welche schon im Jahr 1594 einen Convent zu Heilbronn abgehalten hatten, hielten in der schönen Halle des Rathhaus-Nebengebäudes (jetzt Stadtpflege) von 1612 an Unionstage, den letzten 1621. Sie vermochten jedoch den Ausbruch des 30jährigen Kriegs nicht zu verhindern.

Als dieser unselige Krieg von 1618–1620 in Böhmen getobt hatte, wurde er 1620–1624 in der nahen Rheinpfalz fortgesetzt. Schon 1622 mußte Heilbronn 200 Malter Mehl für den Grafen Mansfeld verbacken, 2000 Laibe Brod an den Markgrafen Friedr. Georg von Baden liefern. Mansfeld schlug am 29. April 1622 bei Mingolsheim den Feldherrn der Ligue, Tilly. Der Markgraf aber trennte sich von Mansfeld und zog über Schwaigern und Biberach nach Ober-Eisesheim, um Tilly, der sich nach Wimpfen zurückgezogen hatte, zu verfolgen. Diesem kam Don Corduba mit spanischer Reiterei zu Hülfe, und das Auffliegen mehrerer Pulverwägen in der Wagenburg des Markgrafen brachte das dem Siege ganz nahe Heer desselben in Verwirrung. Noch am 6. Mai wurde es zerstreut. Der Markgraf selbst floh Heilbronn zu, die neutrale Stadt mußte aber dem unglücklichen Fürsten und seinen Soldaten die Thore verschließen, und viele Badener wurden von den nachsetzenden Spaniern, die bis Böckingen alles zusammenhieben, niedergemacht. (Jäger 2, 194–202.)

Zu gleicher Zeit verdorrten die Früchte auf dem Felde und in Heilbronn kam zu einer allzugroßen Hitze auch noch Wetterschlag. Gutes Silbergeld war nicht mehr zu haben, und das schlechte Geld wollte Niemand annehmen. So entstand eine große Theuerung

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)