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im Jahr 1520 gestorbene Pfarrer Johannes Kröner aus Scherding hielt mehr auf Predigten nach dem Evangelium als auf die Messe, und sein Schüler und Nachfolger Johannes Lachmann aus Heilbronn war bis 1548 für die Ausbreitung der lutherischen Lehre sehr thätig. Viel trug dazu bei, daß die zwei Domherrn zu Würzburg, welche die Einkünfte der St. Kilianskirche in Anspruch nehmen durften, häufig allzu junge und lasterhafte Vicarien anstellten, so daß die Einwohner ein großes Ärgerniß an solchen Meßpriestern nehmen mußten.

1528 ward in Heilbronn ein neuer Catechismus (noch vor dem des Dr. Luther) verfaßt, deutsch gesungen und das Abendmahl in beiderlei Gestalten ausgetheilt. Auf dem Reichstage 1530 zu Augsburg protestirte Heilbronn durch seinen Bürgermeister Rieser, und im Dec. 1531 bei einer Umfrage schwuren alle Bürger bis auf einen Einzigen Leib und Gut an die Durchführung der Reformation zu setzen.

Umsonst waren die Anstrengungen des Bisthums Würzburg, die Reformation zu verhindern, aber es mußte Heilbronn alle Jahre 620 fl. dorthin bezahlen, bis diese Abfindungssumme im Jahr 1855 im 19fachen Betrage für immer abgelöst werden konnte.

1525 hatte der Bauernkrieg üble Folgen für Heilbronn. Mit dem unruhigen Jacob Rohrbach aus Böckingen, der viele Bauern aus Dörfern der Umgegend aufgewiegelt hatte, vereinigten sich die aus dem Würzburgischen und Hohenlohischen unter Anführung des Wirthes Georg Mezler von Ballenberg und des Bauernschultheißen Hans Müller von Bieringen, und nachdem sie viele Adeliche zu Weinsberg durch die Spieße gejagt hatten, mußte der Rath am Osterdienstag sie auch in Heilbronn einlassen. Denn die Bürger wollten nicht länger Widerstand leisten, weil die Bauern versprachen, wenn man sie einlasse, nur die Commende und die Klöster heimzusuchen, die Bürger aber nicht. Das Deutschordenshaus wurde von den Bauern geplündert und beschädigt, und die Klöster gebrandschatzt. Das Carmeliterkloster wollten sie abbrennen, der Rath, weil auch dieses Gebäude die Vertheidigung der Stadt hinderte, ließ es abbrechen und das aus den Steinen erlöste Geld dem Kloster zustellen.

Gegenüber solch wildem Treiben entwarfen übrigens eben in Heilbronn, welche Stadt eine Art Regierungssitz für die Bauern wurde, Abgeordnete der verschiedenen Haufen den Plan einer Umgestaltung der deutschen Verfassung.

Zum Glück kam Truchseß Georg von Waldburg bald zu Hülfe

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_220.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)