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Signale deutlicher geben zu können, ward im Jahr 1498 ein großer Knopf aus Eisen, später aus Zwilch auf diesen Thurm gesetzt, welcher durch eine Helmstange auf- und niedergelassen werden kann, und am 11. Mai 1610 wurde der kupferne Knopf aufgesetzt, der jetzt noch als eine Curiosität besucht wird. Denn er hat 24 Schuhe im Umfange und 8 Schuh im Durchmesser, so daß sich mehrere Menschen zu gleicher Zeit in demselben aufhalten können. In der Nacht vom 1./2. Jan. 1743 war der vierte Theil des Kupfers dieses Knopfes gestohlen worden. Später gestand ein in Weinsberg wegen eines Mords verhafteter Gauner – Singer Thomas genannt – der am 26. März 1745 erst nach dem 11. Stoße mit dem Rade unter dem Weinsberger Galgen sein Leben ausgehaucht hat, daß er dieses Kupfer entwendet hätte.

So lange Heilbronn noch Reichsstadt war, mußte der Wartthürmer laut Rathsbeschluß vom 6. Juli 1568 den Knopf täglich morgens in die Höhe winden, und wenn die Feldarbeiter Feierabend hatten, wieder niederlassen. Der letzte Gränzjäger, Nast, welcher sich durch Abrichtung eines Hirsches, Pferdes, Esels und Hasen seiner Zeit auch im Ausland einen Namen gemacht hatte, erbaute Hütten und Ruheplätze um den Wartthurm, und schuf einen Theil des Walds in einen Park um. Der Senat unterstützte ihn dabei, so daß im Jahr 1792 ein Wirthshaus 961/2 württemb. (100 heilbr.) Schuhe lang mit einem Tanzsaal 48 württemb. Schuhe lang und 331/2 württemb. Schuhe breit erbaut worden ist. Am 11. Nov. 1844 brannte das Haus bis auf die Mauern nieder, und es wurde in den folgenden Jahren mit einem Aufwande von mehr als 23.000 fl. höher und breiter wieder hergestellt.

Seit 70 Jahren wird diese Wirthschaft von der Stadtgemeinde verpachtet und zur Zeit der Weinlese von Hunderten besucht, um oben auf dem Berge zu tanzen und zu zechen, und der Aussicht auf die vielen Herbstgesellschaftsfeuer, Fackeln und Feuerwerke, welche die Weinberge erhellen, zu genießen.

Das Jägerhaus

steht am Rande des Stadtwaldes, eine Stunde von Heilbronn entfernt, an der Straße nach Donnbronn, Gruppenbach und Steinsfeld. Ursprünglich nur die Wohnung des Stadtjägers, war in den 1780r Jahren ein solides Gebäude mit Wirthschaftszimmern erbaut, und der angränzende Wald mit Anlagen versehen worden. Seitdem ist es ein Belustigungsort der Heilbronner, zu dem seit 1777 eine

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)