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Der † Oberamtsarzt Dr. J. Fr. Seyffer machte auf die Nothwendigkeit eines Leichenhauses für Heilbronn aufmerksam, wo viele arme Fabrikarbeiter in die größte Noth kamen, wenn sie in ihrer einzigen heizbaren Stube eine Leiche aufzubewahren hatten. Sein Tochtermann, Gustav Schäufelen, nach einem Brandunglück von seinen Mitbürgern durch eine Collekte unterstützt, gab 2000 fl. (mehr als das Doppelte) zum Baue, andere Heilbronner 1000 fl., und die Stadtkasse legte das Übrige bei. Das Haus kostete 6120 fl., die Einrichtung 300 fl.

Aus den Zinsen einer Stiftung, die nach und nach ein Capitalvermögen von 958 fl. erhalten hat, werden die Kosten für die Aufbewahrung der Leichen aus armen Familien bestritten.

Die Leichenhauskasse zahlt nach und nach an die Stadtkasse die Vorschüsse, welche diese zum Leichenhausbau gemacht hat, ab. Es sind noch ca. 2803 fl. zu ersetzen.

h. Von den vormaligen Klosterhöfen ist soviel bekannt, daß

1) die Abtei Billigheim, welcher König Rudolph 13. Sept. 1281 die von König Heinrich (VII.) ihr verliehene Steuerfreiheit bestätigt hat, einen Hof am Markte (jetzt Gasthof zum Falken) besaß, der 1593 von Churmainz um 5000 fl. an Jacob Georg Trapp verkauft worden ist (Jäger I. 48, 299, 300. II. 162);

2) dem Kloster Adelberg wurden von König Heinrich 1226 und 1234 Güter zu Heilbronn zu einer Messe für das Seelenheil seiner kaiserlichen Vorfahren geschenkt, und ein Gut zu Altbökingen tauschte das Kloster von dem zu Frauenzimmern ein. Der Hof stand in der Carlsstraße, welche bis 1826 die Adelbergergasse genannt worden ist. Württemberg erkaufte den Hof ums Jahr 1450 und erst 1838 wurde der Rest (die ehemalige Zehntscheuer) an einen Privaten verkauft (Jäger I. 44, 77, 274. II. 175);

3) das Kloster Lichtenstern besaß schon vor 1384 (Jäger I. 45, 167) einen Hof an der Ecke der Lamm- und Rappengasse. Durch Eroberung kam 1504 das Kloster an Württemberg, welches 1809 den Hof an Privatleute verkauft hat;

4) dem Kloster Lorch, wo die Hohenstaufen ihr Erbbegräbniß hatten, schenkten diese eine Mühle und einen Hof mit dem Grön (Wiese) dabei. 1314 belehnte das Kloster Heinrichen von Remchingen, Bürger zu Heilbronn, mit der Mühle u. s. w. und dessen Familie verkaufte alles 1423 an den Spital zu Heilbronn. Dieser verkaufte 1424 die Mühle an die Stadt, welche sie noch als die sogenannte Sülmermühle besitzt. 1841 verkaufte der Spital das

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)